Wer beim Namen Imminent in Verbindung mit dem Industrial-Genre direkt an Imminent Starvation denkt, ist nicht völlig auf dem Holzweg. Das Einmannprojekt von Olivier Moreau gehörte zum Ende der Neunziger zu den Bands aus dem Bereich Industrial, die sich auch in den nicht auf Industrial spezialisierten Clubs durchsetzen konnten. Sein Song „Lost Highway 45“ wurde ein veritabler Hit und zierte einige grenzüberschreitenden Sampler wie 1997 die Intelligent Inside Compilation. 2000 verschwand dann der Zusatz Starvation und Moreau konzentrierte sich, mal abgesehen von Remixen, Liveauftritten, Samplerbeiträgen und einer kurzen Zusammenarbeit mit Synapscape unter dem Imminent-Banner, auf seine Zahlreichen Nebenprojekte. 2009 kehrt nun Imminent zurück. Den Anfang machten die Sammlungen „Archive One“ und „Archive Two“, bevor jetzt das erste neue Material seit 2005 erscheint. „Cask Strength“ bietet Industrial wie er für das Label Ant-Zen und Hymen typisch ist und hat mit den Veröffentlichungen von aktuell erfolgreichen Bands wie Nachtmahr oder ähnlichem nichts am Hut. Ich muss gestehen, dass ich immer etwas Zeit brauche und die richtige Stimmung, um Zugang zu einem ganzen Album dieses Genres zu finden. Was im Club knallt, bei Konzerten eine besondere Atmosphäre aufbaut oder mit einzelnen Tracks zusammengestellte Tapes (ja gut, heute sind es CDs) auflockert, ist auf Albumlänge oft ein Herausforderung. Imminent zeigen auf „Cask Strength“ warum sie zur Speerspitze dieser Szene gehören. Geboten wird über eine Stunde echter Industrial, der zum größten Teil knallt und ein ordentliches Beatgewitter abfeuert, aber nie stumpf oder langweilig wird. Los geht es mit dem frickeligen „Seracs“, bei dem die Stimme von Synapscape-Sänger Philipp Münch nur zu erahnen ist. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Moreau gerade am Anfang alle Eingängigkeit oder Tanzbarkeit vermeiden will um direkt klar zu machen wo der Hammer hängt. Das zerhakte „Gari“ nimmt den Faden auf und erst mit „Bock“ kommt ein eher klassischer Rhythmustrack, der aber ebenfalls nichts für schwache Nerven ist. Das treibende „Cling“ dürfte für den gemeinen Imminent-Fan ein Anspieltip sein, während das hektische „Rubbs“ oder das zwischendurch fiese „Ebat“ wirklich nicht in jeder Stimmung zu ertragen sind. Freunden des gepflegten Industrials macht der Belgier mit seinem lange gereiften neuen Album sicher eine große Freude, die wie üblich von einer tollen Verpackung und schönen Merchandising-Ideen (da der Titel sich auf die Fassstärke von Whiskey bezieht, macht ein Whiskeyglas mit Imminent-Logo Sinn und ist ein mal wieder toller Einfall von Ant-Zen/Salt) flankiert wird. Stücke wie „Bock“ oder „Cling“ sind prädestiniert für die einschlägigen Clubs und schreien nach Konzerten. Aber mit „Lorsc“ oder „Seracs“ bietet „Cask Strength“ ohne Frage auch was für Zuhause. Allerdings gilt auch hier – Please play loud!