Eine sanfte Akustik-Gitarren-Melodie, etwas atmosphärische Wind-Geräusche, ein schmusiger Keyboardklangteppich und angenehmes Flüstern – Illum Adora sind wirklich gut, wenn es um stimmungsvollen Folk geht. Wie bitte? Ach, „Last gaze upon wintermoon“ ist nur das Intro? Ich soll das ganze Album vor dem Verfassen der Kritik hören. Na gut, was kann da schon groß passier….? Illum Adora ballern unter dem Banner von Folter Records ein weiteres Album heraus. Irgendwie roh, dennoch nicht unhörbar und zugegebenermaßen so besonders, wie ein Frühstückstoast: Man gönnt es sich immer wieder, isst es durchaus gerne, Begeisterung oder Überraschungen bleiben aber gänzlich aus. Insgesamt achte vollwertige Rumpelkisten finden sich auf ‚Ophidian Kult‘, allesamt in meinen Ohren recht Black’n’roll’ig. Ich muss da an Judas Iscariot denken. Die Gitarren sirren dahin, keines der Riffs ist hervorzuheben – Zweckmäßigkeit auf Band gebannt. Der Gesang klingt nach einer frühen Version von Dani Filth, mal quitschig, mal fast gegrowlt und meist irgendwie empört klingend geht das für mich in Ordnung und auch auf Albumlänge, Dank der Abwechslung, nicht auf den Sack. Die gesprochenen Parts (wie bei „Nausea“ zum Ende hin) sind etwas schief, machen aber irgendwie bewusst, dass wir es hier mit deutschem Black Metal zu tun haben (der ja oft etwas avantgardistisch sein möchte). Die Keyboards, die manchmal überraschend in den Vordergrund treten, sind zu keinem Zeitpunkt erwähnenswert, nur vollen okay. Und schließlich bleibt noch das Drumming und das schwankt zwischen Hintergrundgeschepper und ‚St. Anger‘-Nerv-Dong-Dong-Dong. Ich mag Black Metal, aber offensichtlich nicht diese Spielart des Genres. Ich weiß nicht, warum ich mir das mehrfach geben sollte, denn es finden sich keine Melodien auf der Platte, die mich aufhorchen lassen. Die Umsetzung ist zweckmäßiger Standard, bei dem kein Element wirklich punkten kann und Covergestaltung und Bandlogo kommen in meinen Augen nicht über die Messlatte „Amateurniveau“ hinaus. Fast 40 Minuten dauert der Reigen. In den atmosphärischsten Momenten, wie zum Abschluss von „Tief unten“, macht man eher Lust, stimmungsmäßig Kohärenteres zu hören (und sei des das frühe Werk von Dimmu Borgir). Direkt danach und im krassen Gegensatz dazu, erinnert mich das vom Sound des Einsteckens der Gitarren eingeleitete rauhe „Folter“ an „Fick die Muse“ von Nocte Obducta. Wie gerne würde ich das jetzt lieber hören. Illum Adora sind so bemüht, unterschiedliche Elemente in einen Topf zu verrühren (ich erwähnte noch nicht den Versuch mehrstimmiger Chorgesänge im Hintergrund und den Einsatz von sakraler Konservensounds), aber keines der Elemente wurde bemerkenswert umgesetzt. Durch das Ausbleiben eines Kicks, der Lust macht auf die Entdeckungsreise, ist ‚Ophidian Kult‘ ungemein anstrengend und zerfahren. Entweder wissen Illum Adora nicht, wo sie hinwollen, oder ich verstehe ihre musikalische Vision nicht. Und so klingt das Album für mich wie ein weiteres Album unter tausenden, das im Bemühen, besondere Akzente zu setzen an der Hörbarkeit scheitert. Avantgarde muss man können, sonst ist es nur herausforderndes Rumgeplänkel, ein Potpourri nicht zusammengehörender Einzelteile. Das angehängte Video ist aktuell, stammt nicht vom vorliegenden Album, aber da sich da im Sound in in den Inhalten wenig getan hat und mich der Trashfaktor wie in Schockstarre erstarren lässt vor dem Rechner, dachte ich mir, dass das auch andere erleben sollen/müssen/dürfen: Vielleicht sind Illum Adora ja eine Persiflage auf alle Black Metal Klischees und ich habe die Ironie nicht verstanden. Wenn das so sein sollte, dann tut es mir leid, aber hören möchte ich es trotzdem nicht mehr. Sollten die Koblenzer das aber ernst meinen, dann ... au weia. Illum Adora - Ophidian Kult Folter Records / 03.09.2021 https://illumadora.bandcamp.com/album/ophidian-kult-full-length-2021 01. Last gaze upon the wintermoon 02. Profanation on command 03. Dark tower of gorgoroth 04. Nausea 05. Tief unten 06. Folter 07. Messiah to putagory 08. Winds of war at holocaust 09. Lost in reverie