Der Pferdekopfnebel, offiziell auch unter der Bezeichnung IC 434 geführt, meldet sich nach sechs Jahren akustisch zurück. Dafür verantwortlich ist Geert de Wilde, der sich seit 12 Jahren hinter diesem Einmann-Projekt verbirgt. Dass er Belgier ist, wird die Hellhörigkeit bisheriger Nicht-Fans unter Umständen erhöhen, und wenn dann noch der Fakt dazu kommt, dass er von Dirk Ivens (The Klinik, Sonar, Dive) entdeckt wurde, ist eigentlich auch klar, was er für Musik macht. Eigenartigerweise ist IC 434 immer ein Geheimtipp geblieben, denn in der Zeit seines Bestehens ist "Bacteriate" nach "Weathering Skies", "Dogondance" und "The Banished" erst das vierte Album. Dazwischen befand sich allerdings eine ca. einjährige Unterbrechung des Projektes (ursprünglich auch als Beendigung angedacht), weil Geert mit der technischen Benutzerfreundlichkeit seines einzigen für IC 434 eingesetzten Instrumentes - dem Korg M1 - nicht mehr zufrieden war - aber sich nach dieser Auszeit doch wieder der liebenswerten Quälerei, nun aber zusammen mit Cubase widmen wollte - schon allein wegen der Live-Auftritte. Neben bekannten EBM-Sounds verbindet "Bacteriate" diese mit techno-trancigen Elementen, wie sie gleich im Opener "Mankind Denied" zu hören sind aber nicht als Standard für den Rest der Platte gelten. Der Albumtrack "Bacteriate" übernimmt den Sound, füttert ihn mit heftigen aber klaren Beats und ergänzt ihn mit düsteren Vocals, die aber nur halbböse daher kommen. Des Weiteren sind es vor allem die melodischen Flächen, welche die Songs abwechslungsreich und meist sehr hörbar formen. Tanzbar sind sie fast durchgehend, wozu auch "The Reaping" gehört, was aber durch die sich kurze und ständig wiederholende Melodie den schwächsten Track der CD darstellt. Gleich danach folgt aber eines der Glanzstücke in Form von "SSRI" - trancig, dunkel-vokalistisch, nicht zu schnell, melodiös, rhythmusorientiert, herrlich elektronisch (trotz des Pianos!) und mit 6:22 einer dafür perfekten Länge. Die nebenprojektlichen Goa- und Psytrance-Einflüsse des Herrn de Wilde lassen sich übrigens auch nicht verleugnen, nur wurden sie verstärkt sanft dem Bestehenden angepasst und nicht mit ihrer üblichen uptempo-Wucht übernommen ("The Dark Half" ist diesbezüglich die Ausnahme). Mit "Bacteriate" hat IC 434 ein Album kreiert, was durch eigenen Stil und Variantenreichtum aufwartet und zu keiner Zeit eintönig und monoton wirkt, weil weder Lückenfüller noch Gleichklang zu finden sind. So entstand durch Liebe zu Details ein wahrlich reizvoller Mix aktueller Elektro-EBM-Tanzmusik, der viele Anspieltipps parat hält aber neben meinem Favoriten "Unchained" aufgrund des hohen Levels letztlich durchgängig zu empfehlen ist. => "Insomniac", "Meaning Of Being" und "Back To Back" müssen aber noch genannt werden. :)