‚Kingdom of Welcome Addiction’ ist das dritte reguläre IAMX Album, und um eins vorwegzunehmen: Chris Corner ist noch immer ein schlauer Fuchs, ein kreativer Kopf und ein Musiker par Excellence. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Bereits mit ‚The Alternative’ bewegte er sich eher in die Richtung, die er vor seinem Solo-Debut ‚Kiss and Swallow’ mit den Sneaker Pimps verfolgte. Indielectro statt reiner Electronic. Diese Richtung hält er mit dem neuen Release durch. Dies überraschte nicht sonderlich, denn mit ‚Think of England’ als entsprechender Teaser und einer Menge Live-Videos der neuen Songs auf You-Tube konnte man schon vor Veröffentlichung ziemlich genau einordnen wo die CD landen würde. Deshalb war es auch keine Frage, das Album bereits vor Veröffentlichung zu bestellen, denn Promotion mit der Versendung von Review-Exemplaren ist laut dem Management nicht mehr vorgesehen. Der Titeltrack gibt den Ton an und erfüllt alle Anforderungen, die man so an IAMX hat: Monumentales abgelöst durch fragile Zwischenstücken mit der unverwechselbaren Stimme des Chris Corner. Viereinhalb Minuten die gehaltvoll und gut strukturiert Melancholie mit kraftvoller Epik ähnlich stark wie auch schon in ‚Think of England’ vereinen. Nachdem Imogen Heap bereits einen Remix auf der eher schwachen EP IAMIXED beisteuern durfte, ist sie nun auch als Gastsängerin im Song ‚My Secret Friend’ mit von der Partie, nach persönlicher Empfindung eine eher überflüssige Kooperation. Erinnerungen an das Erstlingswerk werden bei ‚Nature of Inviting’ wach, das mit tiefem Bass-Loop und klopfend-minimalistischen Electrodrums ein wenig auf ‚Sailer’sche Strukturen zurückblicken lässt. Die jeglichem Kitsch trotzende, herzzereissende Ballade, die auf einem Album des Herrn Corner nicht fehlen darf ist ‚Running’, das als letzter Track nach viel Druck und Midtempo versöhnliche Stimmung versprüht und zur authentischen Weihnachtssingle taugt. Danke Chris Corner, ‚Kingdom’ ist das dritte Geschenk ohne echte Ausfälle an eine stetig wachsende Fanschar, die IAMX inzwischen zum etablierten, aus der Musiklandschaft nicht mehr wegzudenkenden Act gemacht hat. Einziger Kritikpunkt ist, das IAMX aufpassen müssen nicht in eine Gleichförmigkeit abzudriften, die nach dem X-ten Album zur Langeweile verkommen könnte, denn die Parallelen zu ‚The Alternative’ sind auf jeden Fall sehr offensichtlich. Doch noch kann man hier noch keine wirkliche Kritik anbringen…