Hinter dem zunächst etwas seltsam anmutenden Projektnamen I.A.Serpentor verbirgt sich keine neue Waschmaschine oder etwas, das mit Esellauten zu tun hat, sondern der Name Ioannes Aurelius Serpentor. Mit „Onoskelis“ präsentiert der polnische Herr seine zweite CD, wobei die erste „Withering hopes“ noch unter dem Namen Serpentoria erschien. Der Namenswechsel erscheint mir sehr gelungen, da Serpentoria doch irgendwie so aufgebauscht wie Sirenia oder Tristania klingt, wohingegen I.A.Serpentor allein durch die Seltsamkeit des Namens Interesse weckt.

Da das Projekt noch nicht wirklich bekannt ist und die meisten Informationen auf polnischen Seiten (und überraschenderweise auch in polnischer Sprache) zu finden sind verlasse ich mich auf die Homepage und Myspace-Präsenz des Herren, die beide wirklich liebevoll gestaltet sind. Was erwartet den Hörer also auf „Onoskelis“? Es ist wie eine Reise in die tiefsten Abgründe gruseliger Geschichten. Eine Wanderung durch winterliche Wälder, hinter jedem Strauch und in jedem Winkel blitzen leuchtend feindliche Augen auf. „Onoskelis“ ist eine Verschmelzung aus langsamen, schwermütigen Darkwave mit neoklassischen Elementen und einer gehörigen Portion ambientartigen Klanglandschaften. „Onoskelis“ ist düster, macht Angst und könnte der perfekte Soundtrack zu einem Vampir/Werwolf-Film sein. Ioannes Aurelius Serpentor macht dabei alles richtig, denn die Musik hat einerseits durch ihre Langsamkeit und die monotonen Wiederholungen einen hypnotisch-mitreißenden Charakter, andererseits ist zu aber nie langweilig oder nervig.

Auch schafft Herr Serpentor es immer, dem schmalen Grad zwischen Musik und Kitsch fernzubleiben, dafür ist sein Keyboardspiel zu zurückhaltend/reduziert. Die ersten vier Lieder kommen gänzlich ohne Vocals aus, nur Naturgeräusche, verstörendes Rascheln und Klappern und Keyboardflächen führen durch diesen Alptraum. Gerade das Titelstück ist dabei besonders schön geworden und leitet perfekt über in die „Labyrinths of Zin“. Nun ist der Horror perfekt, eine tief-gestimmte, verzerrte Stimme erzählt unverständliche Geschichten, die Musik kommt fast zum Erliegen. Die folgenden Stücke verändern die Stimmung wieder, der Hörer scheint für den Moment sicher, auch wenn in „Intoxicated heart“ immer wieder ein Herzschlag zu hören ist, langsam, ganz langsam. „Asphodel meadows“ ist dann wieder so ein kleines Lehrstück in Sachen wohligem Grusel: Neben den tiefen, diesmal tierähnlichen Tönen erklingt eine Frauen(?)Stimme...rückwärts abgespielt. Dieses einfache Mittel, Dinge noch befremdlicher klingen zu lassen wirkt hervorragend. „De profundis“ beendet schließlich den (Alb)Traum und entlässt den Hörer mit etwas freundlicheren Klängen – auch wenn sie nicht gänzlich Sicherheit vermitteln.

Groß ist der Schar der Hörer, die „Onoskelis“ mögen werden nicht, denn für Ambient sind die Keyboardlinien zu stringend und präsent und für Fans von Darkwave passiert zu wenig. Freunde von Horrorsoundtracks (alte Hammelfilmchen sind da die beste Wahl) oder Projekten wie Pazuzu und alle, die sich gerne von morbiden Gruselklängen einfangen lassen wollen, sollten aber auf jeden Fall versuchen, an ein Exemplar zu bekommen. Wo genau man das macht kann ich nicht sagen, denn Anfragen bei den gängigen mailordern waren ohne Ergebnis und ich schätze es bleibt nur der Versuch, sich an Herrn Serpentor persönlich zu wenden. Und im Dunkeln genießen!