Dieses Album wartet schon sehr lange auf eine Kritik beim Medienkonverter. Und die aktuellen Ereignisse in der Ukraine bringen mich nun dazu, endlich einen Knopf dran zu kriegen. Denn dass Hypnoskull nach fünf Jahren wieder zurück sind, liegt auch an der Stimmung von Mastermind Patrick Stevens und seinem Blick auf unsere Gesellschaft. Der Belgier ist sauer. Richtig sauer. Das kann man zum einem seinem Manifest im Booklet entnehmen, zum anderen aber auch dem Umstand, dass es mit Sekunde eins des Album voll auf die Zwölf gibt. Wie zur Hochzeit des „classic rhythm industrial“ wie er seinen Sound nennt und dieser Sound passt einfach perfekt zu seinem Ziel, uns als Hörer und vor allem uns als Individuum wachzurütteln. Patrick Stevens ist sich bewusst, dass er mit dem Namen „Electronic Music Means War To Us 2“ hohe Erwartungen bei seinen Fans weckt, von denen viele Teil eins aus dem Jahr 2001 immer noch für das beste aller Hypnoskull Alben halten. Musikalisch gibt es ordentlich auf die Ohren, Entspannen ist nicht, den Nachbarn quälen aber schon. Es gibt wenige, aber geschickt platzierte Samples zur Auflockerung. So passt „Words are so easy to say…“ prima zum tanzbaren Rhythmusmonster “Show Me The Rhythm”. Weniger Rhythmus ist aber die Regel, was den Hörer fordert. Fans von Teil eins sollten hier glücklich werden. Zugang findet man recht einfach mit „Show Me The Rhythm“, „The Payback“, „Occupation Overload“ oder die Highspeed-Attacke “Mediadeath (Face Your)”. Die letzten sechs Stücke sind Kooperationen und hier wird am Anfang so getan, als würde das Tempo raus genommen. In Summe bleibt der Druck aber stabil. „Dwars Door Je Speakers“ wartet mit passendem Rap auf und eine Band wie Needle Sharing ist ja auch nicht dafür bekannt, mit Wattebällchen zu werfen. „Haloperidol (laut)“ ist auf jeden Fall ein Anspieltip und Highlight. „Krengg“ geht wieder voll drauf, während die neun Minuten „Intravenous Execution“ ihren Namen zu Recht tragen. „Electronic Music Means War To Us 2“ ist harter Tobak für zuhause. Aber für einschlägige Clubs genau richtig und live kommt bei Patrick Stevens ja bekanntlich eh keine Langeweile auf. Alles andere als langweilig sind auch seine Gedanken zu unserer Gesellschaft, egal welche Meinung man zu diesen Themen haben mag. Ich unterstelle, dass es ein wesentlicher Wunsch von Patrick Stevens ist, dass wir alle eine eigene Meinung entwickeln und uns nicht von Firmen, Politikern etc. beeinflussen lassen. Dazu passt auch die Lederjacke mit Fassbinder Motiv auf dem Cover. Von der Courage der demonstrierenden Ukrainer dürfte Patrick Stevens jedenfalls beeindruckt sein.