2017 haben wir die Folkmusik eines jungen Mannes entdeckt, dessen erste Bühne die Pariser U-Bahn war. Hugo Barriol, der für einen Popmusiker seltene musikalische Einflüsse aufweist,   weigert sich an Reality-Shows im Fernsehen teilzunehmen. Mit der Veröffentlichung von „Yellow“ tritt er als eines der überraschendsten Talente der französischen Szene ins Rampenlicht.

In Saint-Etienne hatte der junge Hugo sein Debut als Schlagzeuger unter den Augen seines Vaters, der ein großer Rock-n-Roll-Fan ist. Da die Band seines Vaters im Keller der Großeltern   probte, war es ein Kinderspiel für ihn, sich „ein paar Sticks zu schnappen und auf die Toms zu schlagen“. Musik zu machen war für ihn etwas instinktives, und sein einziges Ziel war es, die   Noten allein hinter verschlossenen Türen zu genießen. Das änderte sich, als er nach dem Schulabschluss nach Lyon zog. Er wurde Schlagzeuger einer französischen Rockband, und   nachdem er eines kalten Winters als Teil eines Duos an der englischen Riviera aufgetreten war, beschloss er, nach Paris zu ziehen und die Gitarre in Angriff zu nehmen.

„Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir erlaubt habe, meine eigenen Geschichten zu erzählen, in meinen Liedern intime Gefühle zu teilen, mich selbst durch meine Musik auszudrücken und   die englische Sprache zu meistern.“ Er war ein Fan von Jack Johnson, Bon Iver, Patrick Watson, Coldplay und The Lumineers, daher war es für ihn ganz naheliegend, in der Sprache   Shakespeares zu singen. Inspiriert durch die riesigen, existentiellen Weiten von „Into the Wild“ (und durch die Akustikgitarre von Eddie Vedder, der den Soundtrack schrieb) beschloss Hugo,   mit seinem besten Freund auf Abenteuerreise durch Australien zu gehen. Er blieb für die Dauer mehrerer Jahreszeiten dort, und als er keine Arbeit auftreiben konnte, debütierte er in der U- Bahn von Sydney. Er spielte nur seine eigenen Lieder, ohne Mikrofon oder Verstärker - eine lehrreiche, tägliche Herausforderung.

Zurück in der französischen Hauptstadt wollte er weiter mit dieser Auftrittsform experimentieren. Zuerst zögerte er noch, seine gesamte Zeit darin zu investieren und spielte nur ein paar   Stunden pro Woche. Doch nachdem er Benjamin Clementine dabei zugesehen hatte, wie dieser im Fenster gegenüber des Restaurants, in dem er kellnerte, Klavier übte, bewarb er sich um   eine Genehmigung, um in der Pariser Metro spielen zu dürfen. 18 Monate lang - 5 Stunden am Tag, 5 Tage die Woche - musizierte er in den U-Bahn-Korridoren. In der Tradition der   amerikanischen Troubadours der Nachkriegszeit sang er unermüdlich seine Lieder. Ein Produzent wurde auf ihn aufmerksam und ließ ihn seine erste EP aufnehmen. Eines Tages stand   plötzlich der künstlerische Direktor der Plattenfirma Naïve vor ihm. Im Februar 2017 unterzeichnete er seinen ersten Vertrag.

Klingt wie ein Märchen? Ja, doch das war erst der Anfang. Nachdem er Alain Chamfort auf einer Tour unterstützt und einen Abend nach dem anderen das Publikum begeistert hatte, ging   Hugo zurück an die Arbeit. Er reiste nach London, um gemeinsam mit Ian Grimble (Daughter, Mumford and Sons, Bear‘s Den) aufzunehmen.  

Vor dem Treffen verspürte der junge Musiker „starke Angst“, aber sie kamen sofort sehr gut miteinander aus. Im Church‘s Studio, umgeben von den hohen Mauern einer Kirche, in der jeden   Sonntag die Messe abgehalten wird, wurde „Yellow“ geboren, ein Lied nach dem anderen. Es beginnt mit „Oh My“, einem packenden Opener, der von der toxischen Wirkung negativer   Begegnungen handelt; weiter geht es mit „Million Years“, das auf einem Ausflug in die Natur entstand, und „Always“, das durch die Fragilität der Existenz und den Tod eines Freunds inspiriert   wurde, der das Reisen liebte. Die 12 Stücke bilden gemeinsam eine herrliche musikalische Sequenz und kultivieren Hugos akustischen Folk-Sound, mit welchem er seiner Melancholie „Licht,   Farbe und Wärme“ verleihen möchte.

Sein Ziel ist es, seine Lebenserfahrungen auf ehrliche Weise zu vermitteln, ohne dabei das verbindende und lebensbejahende Potenzial des Rhythmus aus den Augen zu verlieren. Genau   wie die beinahe greifbare Körnigkeit, die Barriol an analogen Fotografien bewundert, transportieren uns auch seine Lieder in ein Universum, dass dem unseren nahe, jedoch zeitlos ist; sie   nehmen uns mit auf eine Reise von einem Kontinent zum anderen, vom Pariser Bürgersteig zum Sand Kaliforniens. Mit ihrer starken visuellen Qualität passen sie zu den musikalischen   Anforderungen der Filme von Terrence Malick oder Damien Chazelle, in denen die innere Einkehr alle Farben des Regenbogens annimmt und unsere eigenen Gefühle widerspiegelt. Von U- Bahn-Fluren bis hin zu himmlischen Melodien ist es nur ein Schritt. Mit seiner akustischen Gitarre und äußerst sensiblen Texten gerüstet gibt Hugo Barriol sein Debüt und legt dabei ein Talent   an den Tag, das für die Zukunft noch Größeres erwarten lässt.