Auf ihrer ersten DVD „Love Metal Archives Vol.1“ bieten HIM ihren Fans das komplette Paket: ein reich gefülltes Archiv mit haufenweise Videoclips, diversem Livematerial und interessanten Extras. Seit His Infernal Majesty von Ville Hermanni Valo im Sommer 1995 gegründet wurde, macht der Womanizer mitsamt seinen finnischen Mannen Musik ganz nach seinem Geschmack: emotionale Musik, die einem zu Tränen rührt und nicht mehr loslässt. Eben ‚Love Metal’. Spätestens seit „Join Me“ rissen insbesondere die weiblichen Fans HIM alle Platten aus den Händen. Der anmutige Ville war daran keineswegs unschuldig. Der charismatische Kopf der Band bezaubert nicht nur durch herzzerreißenden Gesang, sondern auch mit seiner unnahbaren und auch so sentimental anmutenden Art. Das Menü der CD ist aufwendig gestaltet. Sanfte Pianoklänge und ein romantisch verspielter Hintergrund laden ins Archiv ein. Chronologisch sortiert kann der Zuschauer sich den Werdegang der Finnen anhand der Alben dokumentieren lassen. Von den Anfängen mit „Greatest Lovesongs Vol.666“ und „Razorblade Romance“ über „Deep Shadows And Brilliant Highlight“ und „Love Metal“ bis zum letzten Werk „And Love Said No“. Wem das hin und her klicken innerhalb dieser Funktion zu kompliziert ist, der kann sich alle Videoclips oder 24 Livemitschnitte in einem Block anschauen. Je nach Belieben. Ganz zum Ende gibt es noch eine Menge Extras. Eine ausschweifend umfassende Biografie, Bilder en masse und Specials zu Videodrehs samt Interviewsequenzen. Die Videoclips sind vor allem durch das Auftauchen beliebter düster trauriger Motive gekennzeichnet. Da kämpfen dunkle Mächte gegen Engel, das Herz schmerzt wegen der Liebe und Gut gewinnt gegen Böse. Ville spielt mit seinem Image und schaut zumeist lasziv, eindringlich und zugleich auch mal sentimental bittend in die Kamera. Das da die Mädchenherzen bis zum Hals klopfen, kein Wunder… Die Livemitschnitte sind dagegen schon etwas abwechslungsreicher. Begonnen mit dem legendären Auftritt bei VIVA Overdrive (1998) sieht man die finnischen Gothic-Metaller auch in großen Hallen, wie der Arena Berlin, oder auf Festivals vor einem kaum zu enden scheinenden Publikum. Leider ist der Sound bei einigen Livemitschnitten nicht so überzeugend. Die Extras sind alphabetisch geordnet, was ich als etwas umständlich empfunden habe. Ein einfaches Durchzappen war damit unmöglich. Auf einige Leckerbissen bin ich dennoch gestoßen. Die Acoustic Version von „Join Me“ ist Zeichen für Villes sentimental schöne Stimme und seine Fähigkeit Herzschmerzemotionen durch seine Auftritte mit Leichtigkeit zu verbreiten. Bei den Livemitschnitten in dem Heimatland der Finnen werden dagegen die Wurzeln der Band ganz deutlich. Da beweisen sich HIM als schweißtreibende, energiegeladene Metalband. Die limitierte Erstauflage von „Love Metal Archives Vol.1“ hält für den Käufer noch eine Bonus-DVD mit bisher unveröffentlichtem Material von einigen weiteren Videodrehs bereit. Die DVD ist für HIM-Fans sicher wie eine kleine Schatzkiste, in der man viele kleine brilliante Schätze und auch einige kleine unscheinbare, aber wertvolle Perlen findet. Als objektiver Betrachter würde ich das HIM-Archiv als sehr umfassend, aber mit einem etwas zu hohen Anteil an Überschneidungen bezeichnen. „Join Me“ in zig verschiedenen Versionen, lange PR-Specials der Plattenfirma… Weniger ist manchmal mehr. Nach dem Best-of-Album „And Love Said No“ und dieser DVD wird es zudem auch wieder einmal Zeit für etwas Neues aus der Feder der Finnen. Denn irgendwann hat dann auch wohl der letzte Hardcore-Fan genug von aufgewärmten Songs und mehrfach gesehenen Livemitschnitten.