Die selbstgewählte Isolation, das eigene Gefängnis. Mit Hikikomori werden in Japan Menschen bezeichnen, die sich selbst von der Außenwelt abkoppeln und jeden Kontakt abbrechen. Ein seltsames, befremdliches, aber auch spannendes Thema, das sich das gleichnamige französische Projekt als Prämisse gesetzt hat. Der Titel der, nach zwei bisher veröffentlichten CD-Rs, ersten regulären CD "Far From The World" lässt erahnen, dass es auf diesem Longplayer genau um das Thema der Aussonderung geht. Passend dazu gibt es im Digipack keinerlei Informationen und selbst die Tracks bleiben ohne Titel. Es beginnt mit hallenden Geräuschen, düsteren Drones und metallenem Kreischen. Es folgen pulsierendes Blubbern und noisige Einsätze. Viele Feldaufnahmen ziehen sich in wiederholenden Modulationen durch die Songs und verstärken das ohnehin seltsame Gefühl, das man beim Hören von "Far From The World" bekommt. Die absonderliche Atmosphäre, die verfremdeten, schemenhaften und oft unkenntlichen Klänge sowie die gespenstischen Samples beschreiben ein beängstigendes Innenleben eines sich selbst isolierenden Menschen. Da gibt es keinen Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels. Vielmehr nehmen die sich ohnehin ständig wandelnden Songs immer wieder mal an Intensität zu, zeigen rhythmische Strukturen oder verstärken die Drones und Geräusche. Vogelgezwitscher und Stimmen könnten es sein, die einem entgegen hallen. Klingens tut es nach piepsenden Tönen und schmerzerfülltem, geisterhaftem Stöhnen, wobei nicht klar ist, wem letzteres entfährt. Am Ende werden diese Stimmen fast zu boshaften Schreien, zumindest könnte man sich das einbilden. "Far From The World" ist ein faszinierender Einblick in menschliche Abgründe und ein dramatischer und bemerkenswerter dazu. Trotzdem dürfte das Album nur etwas für Spezialisten und Genre-Liebhaber sein. Der Otto-Normal-Ambient-Hörer wird damit nichts anfangen können.