Betrachtet man das Cover des aktuellen Albums von Hidden Place sowie den Titel „Novecento“ (zu deutsch: zwanzigstes Jahrhundert) könnte man leicht auf eine falsche Fährte geführt werden. Umso mehr, wenn man, wie ich, mit dem Oevre dieser Band bisher noch nie in Berührung gekommen ist. Die in altertümlichem Braun abgebildete Industrieanlage läßt den interessierten Hörer zunächst an die beginnende Industrialisierung bzw. an industriell lärmende Musik denken. Dreht sich die CD aber erstmal im Player, wird man schnell eines Besseren belehrt, denn es schallen einem Töne entgegen, deren Wurzel eindeutig im Pop und Wave der 1980er Jahre zu verorten ist. Auch die Band selbst nennt u.a. Kraftwerk als Inspirationsquelle, was spätestens der zweite Track „Off And On“ zu bestätigen scheint. Mit monotonem Sprechgesang und dem unterkühlten Stakkato der Synthesizer wird tief in die Trickkiste der großen Vorbilder gegriffen. Doch schon beim nächsten Titel zeigt sich eine andere Facette. Die melodische Stimme Jean-Pierre Mercier's von der kanadischen Band Handful Of Snowdrops, der im übrigen seine eigenen Lyrics vorträgt, läßt mich in Kombination mit der flotten, wavigen Begleitung fast das Wort „Ohrwurm“ in den Mund nehmen. Bedächtiger wird’s hingegen, wenn die beteiligten Damen ihren Auftritt haben. Sowohl die hauseigene Sängerin Sara Lux, als auch Froxeanne, die von den italienischen Landsleuten A Frozen Autumn ausgeliehen wurde, überzeugen dabei mit stimmlichem Charme und drücken den jeweiligen Songs ihre individuiellen Stempel auf. In „Scenari d'Occidente“ müssen die drei Herren an den Instrumenten dann gänzlich ohne Vocals auskommen. Hier verleiht der Kontrast von akustischer Gitarre und flächiger Elektronik dem Stück Spannung, wobei man allerdings genau das noch besser hätte herausarbeiten können. Und auf den Club-Mix von „United“, einem älteren Titel, hätte man ganz verzichten und statt dessen lieber noch etwas in der Art des Ambient-Mix von „Fuochi Fatui“ draufsetzen sollen. Dieser stellt nämlich einen späten Höhepunkt des Albums dar und übertrifft meiner Meinung nach sogar das Original. Durch eine sphärische Gitarre, gespielt von Gast Andrew Saks, wird nicht nur der Gesang Sara Lux' gekonnt ergänzt, vielmehr markiert jene einen organischen Kontrapunkt zum synthetischen Sound des restlichen Albums. Mit „Novecento“ haben Hidden Place das sprichwörtliche Rad natürlich nicht neu erfunden, können aber durch eine gefällige Verquickung verschiedener Einflüsse aus Wave, Electropop und Minimal punkten und zeigen sich innerhalb dieser Stilrichtung(en) als ausgesprochen wandelbar. Wenngleich stellenweise noch Luft nach oben ist, verstecken braucht sich das Quartett mit besagter Mischung keineswegs.