Es ist weit mehr als nur Münchner Kneipenmusik. Die neue EP „Sportlehrer Aus Leidenschaft“ der Formation Herr Rauch bringt mit einer guten Portion Selbsterkenntnis und Ironie Bilder des Alltags und hinterlässt doch einen positiven Aufwind.

„Kaffee Schwarz“ heißt der Starttitel. Wer kennt es nicht – und täglich grüßt das Murmeltier!? Sind wir nicht alle im Hamsterrad unserer eigenen Tage? Der Song setzt einen dicken, sarkastischen Smiley hinter die Einöde des alltäglichen Daseins und das auf chillige Art, wobei sich die markante Stimme mit dem gerollten R im Akzent gekonnt auf den beschwingten Soundkurven bewegt. „Oh meistens ist mein Leben so, zwischen Hallo und Büro.“ Im Refrain bricht der sarkastische Relax-Gesang rockig aus und hier und da hört man das Plektrum über die Gitarrenseiten rutschen. „Seid ihr so wie ich? Ich trink meinen Kaffee schwarz.“ Der Blick in die Zukunft ist doch viel besser, als hier in der Gegenwart zu verweilen oder nicht? Beim Träumen bedienen sich die bayrischen Jungs mitunter an Elementen des Jazz und lassen so Big Band-like Trompete und Saxophon auftrumpfen. Und so führt die Trompete gleich in „Salz In Der Luft“ und gedanklich stellt man sich auf seinem Urlaubsschiff eine muntere und stilvolle Jazzband vor. Lebhaft schön ist der Song wie ein Reigen. „Und die Sehnsucht, sie bleibt, denn wir sind zu zweit. Der Himmel ist bereit.“ Überzeugt ausufernd steigert sich die Stimme und du lauschst deinem persönlichen Boogie, bis er dich in den nächsten Song trägt. Und dieser ist „Pogo und Ballett“. Der Sound hüpft, wie sie tanzt. Sie - sie ist so anders jetzt und nicht mal mehr ihre eigene Freundin versteht sie noch. Sie tanzt Pogo und Ballett. Das Schlagzeug und schräge Gitarreneinwürfe verfeinern den Titel. Der Gesang pausiert nach jedem Wort, was den Gesamtrhythmus verstärkt. „Wenn sie tanzt, spürst du es.“ Und provozierend heißt es hier: „Und wenn sie tanzt, ist sie nicht woanders.“ Wer kennt nicht den Ursprung dieser Zeile? Und so hinterlässt der lebendige Trumpet-Drum-Song eine positive Botschaft: „Oh liebes, kleines Mädchen, bleib wie du bist!“ Gänzlich anders, betrübt melancholisch beginnt der nachfolgende Titel „Wann Wurde Ich Alt“ - die Stimme klar, nur von der Gitarre begleitet. „Seit wann bin ich allein?“ Doch dann erhebt sich die Stille wieder zum auftreibenden Chorus. Heilt die Zeit nicht alles? Und doch bist du allein, allein und du wirst langsam alt, während eben diese Zeit verrinnt. Der Song lässt Raum für einen satirischen, irren Dialog, ehe er sich wieder ganz beschwingt neben das Erkennen stellt. Alle feiern und du nicht. Diese Erkenntnis krönt sinnbildlich „Leider Wein“. Gewisse Parallelen zum altbekannten Titel „Griechischer Wein“ sind da, denn ja, die spanischen Gitarren verhöhnen uns, doch sind sie viel schneller und bestimmender. Und jeden trifft einmal das Los. Du bleibst heut nüchtern: „Leider ohne Wein.“ Dein Rausch allein ist der Klang der munteren Trompete. Und so heißt es hier: „Man muss ja irgendwie hin, wo man hinwill, wo man sein möcht`, wo man gerne wär`. Und da sind diese Einwürfe der Frauen, drängen sich hinein, wie das letzte Stimmengewirr, das du aus dieser Kneipe vernimmst, in die die musikalischen Gesellen dich mitgenommen haben.

Findest du dich im Alltag des Sportlehrers wieder, gedankenverloren, in der Kneipe, mit Feierabend-Bier? Schwing doch einfach etwas mit und fühle dich verstanden.

 

Drinker Songwriter Records

 

27.03.2020

 

https://www.herrrauch.de

 

01. Kaffee Schwarz

02. Salz In Der Luft

03. Pogo Und Ballett

04. Wann Wurde Ich Alt

05. Leider Wein