Stavros Nikolau stammt aus Griechenland und hat den Sound früher Interpol und zum Beispiel She wants revenge verinnerlicht. Ersteres erkennt man am Namen, zweiteres bereits an den einleitenden Momenten des Mini-Albums ‚You are coming home'. Nun kann jeder selbst entscheiden, ob Hits wie „PDA" "Roland" oder „I don‘t wanna fall in love“, gut bis solide rezit­iert ausreichen, um ganze 9 Euro für die digitale Version oder 19 Euro für eine LP locker zu machen. Zumal der ganze Spaß nach gerade einmal 30 Minuten schon wieder vorbei ist.

Nikolau ist ein kompetenter Musiker, keine Frage, aber bi­s auf den zwei Songs lädt (mich) keiner der enthaltenen Titel nach Abschluss dieser Zeilen dazu ein, noch einmal zurückzukehren (und diese beiden Songs sind auch „nur“ gut). Beginnen wir also mit dem Opener „When we kiss we forget to fuck" – ein wirklich schmissiger Indie Rock Song, der auch Interpol musikal­isch gut gestanden hätte und den ich mir gerne ab und geben kann. Zusammen mit „They'll never keep us apart" und seinem herzerwärmenden Refrain sind die in meinen Ohren stärksten Songs aufgezählt. Die Umsetzung lässt sich ganz gut beschreiben mit She wants revenge, umgesetzt mit den Mitteln von Interpol: Gitarren, Bassläufe und in besonderem Maße die Vocals sind quasi deckungsgleich abgemischt und produziert, nur ein tuckernder Drumcomputer enttarnt Nikolau. Die ersten sechs Songs sind allesamt im gleichen, eher flotten Tempo gehalten und wirken so nacheinander gehört … sagen wir einmal ähnlich. Ausklin­gen darf das Album dann mit einer wenig aufregenden, eher ruhigen Nummer, die mich an Rockbands der frühen 2000 er auf der finnischen Welle von HIM erinnert. Wie schon bei Norder­ney könnte ich Here-X einen gewissen Hobby-Charme zugutehalten und könnte entsprechend wohlwollend das Gehörte als netten Zeitvertreib gutheißen. Die Bilder, das Auftreten bei Facebook, die Kooperation mit einem Label und vor allem die selbstbewussten Preise für 30 Minuten Sounds-like Spaß machen aber deutlich, dass Nikolau mehr will und an der Messlatte „Professionell“ bleibt Here-X hängen. Zu uneigenständig der Sound, der Gesang mehr Cover als Hommage. Alle sieben Songs in Ordnung, aber mehr auch nicht unbedingt.

Wie sagt der Ost-Westphale? Meins ist es nicht.

 

Here-x

You’re coming home

 

18.05.2021

Oraculo Records

 

https://oraculorecords.bandcamp.com/album/youre-coming-home

 

01. When we kiss we forget to fuck
02. You are coming home
03. Unfolding before your eyes
04. Our final day
05. Hey you
06. They'll never keep us apart
07. домой (Domoi) feat. David Adam