Helium Vola sind seit ihrer ersten CD nicht gerade für leichte U-Musik bekannt. Warum sollten sie auch? Das Projekt rund um Deine Lakeien Mastermind Ernst Horn hat sich noch nie um Trends gekümmert und pflegt seit dem Debütalbum 2001 einen gepflegten Elektro-Avantgarde-Style. Auch „Für Euch, Die Ihr Liebt“ ist da keine Ausnahme. Erneut werden mittelalterliche Texte in avantgardistische Soundgewänder gesteckt, die leicht elektronisch sind, aber auch einen starken Hang zur eben mittelalterlichen Kirchenmusik aufweisen. Nachdem das letzte Album „Liod“ fünf Jahre zurückliegt, bekommen die Fans nun die doppelte Ration Helium Vola. Wer aber glaubt, die zweite CD sei nur so etwas wie ein nettes Gimmick, der täuscht sich. Beide CDs können völlig separat für sich stehen und decken jeweils einen Bereich menschlichen Lebens und Fühlens ab. So widmet sich CD1 hymnischen und teils düsteren Liebesliedern. Erneut werden altertümliche Texte (die im aufwendig gestalteten Booklett dreisprachig abgedruckt sind) mit einer Mischung aus Elektro und Mittelaltermusik eingekleidet. Jedoch liegt der Schwerpunkt auf den ruhigen Klängen. Nur vereinzelt werden leichte elektronische Beats verwendet. Der Hauptaugenmerk liegt auf der Stimme von Sabine Lutzenberger, die diesmal nicht ganz allein für Gänsehaut sorgt. So stehen ihr die national und international geachteten Künstler Gerlinde Sämann, Andreas Hirtreiter, Joel Frederiksen und Boris Benko als Solisten zur Seite. Eine gute Idee, denn gerade zu Beginn schleicht sich Langeweile ein. Nicht weil Songs wie „Saber d’ amour“ oder „Oh pescador“ schlecht wären. Nur nutzen sich die recht simplen Strukturen schnell ab. Mit dem sehnsüchtigen (und von einer warmherzigen Männerstimme intonierten) „Blow, northerne wynd“ wird es etwas abwechslungsreicher. So richtig überraschend wird die Scheibe jedoch erst ab „Friendly Fire“ – deutlich aggressiver und härter und mit Alarmsirenen ausgestattet, erhebt sich der Song zum Mittel- und Höhepunkt der Scheibe. Jedoch bleibt mir unklar, wie er thematisch ins Konzept passt. Der Überraschungsmoment wird weiter genutzt und von der anfänglichen Tristes ist nichts mehr zu hören. So schmiegen sich in der Folge experimentelle Songs („Escoutatz“) an süße Liebeslieder („Maienzeit“). Zwar tauchen noch einmal fremdartige Maschinen auf der Wiese auf, doch die Blumen umschließen den Feind und verwandeln ihn in einen wunderschönen Schmetterling. So steigt dieser zum Himmel auf und trällert auf seiner Reise das abschließende „Ecce gratum“. CD 2 widmet sich im Gegensatz zu CD 1 mit Themen wie Besitzgier, Krieg und der Sehnsucht nach dem Paradies. Zwar sind die ersten Augenblicke wie eine konsequente Fortsetzung von CD 1 – doch schon mit „Nummus“ wird der Härtegrad und der Pop-Apeal angehoben. Treibende und weiche Beats unterlegen die mehrstimmigen Chöre. Clubtauglich! Ohren auf bei „Mord“. Schon der Name schafft Gehör. Schwere Celli – doch nur wenig Gesang. Man will wohl unentdeckt bleiben und keine Spuren hinterlassen? „Canta me“ weist sogar leichte Industrial-Sounds auf, bevor es binnen Sekunden von der Hölle direkt in den Himmel geht. Schon nach wenigen Songs wird klar – CD 2 ist das Überraschungs-Ei von „Für Euch, Die Ihr Liebt“. „Manifesto“ hinterlässt ein fettes Grinsen, während „Quan lo pet“ ein wenig Pink Floyd-Feeling aufkommen lässt. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken, selbst vor den „Moorsoldaten“ macht man nicht halt, dass sich jeder doch einfach selbst ein Bild machen sollte. Himmel trifft auf Hölle und Gott und Teufel Tanzen dazu. Traumhaft schön. Helium Vola zeigen mit „Für Euch, Die Ihr Liebt“, wie man trotz anspruchsvoller Musik unterhaltsam klingen kann. Während CD 1 mit viel Gefühl an die Sache geht, zeigt Ernst Horn auf Scheibe 2 seine experimentelle Seite. Warmherzig, augenzwinkernd und mit viel Liebe fürs Detail. Eben Für Alle, Die Ihr Liebt. Große Musik!