Wer hätte gedacht, dass Hekate sich je wieder mit neuem Material zurückmelden würden? Doch die Auferstehung Totgeglaubter ist ja weiterhin in jeder Sparte hoch im Kurs und macht beim Neofolk und -klassik keinen Halt. Deswegen dürfen wir Dank der Prophecy-zugehörigen Klangschmiede dieser Tage neuen Klängen von Sol Invictus und eben nun Hekate lauschen. Für all diejenigen, denen der Neofolk ansich und Hekate im Speziellen nicht wirklich was sagen hier ein kleiner Rückblick: Das 1991 in Koblenz gegründete Projekt ist eines der älteren und langlebigsten aus dem Bereich des deutschen Neofolk, auch wenn es in den letzten Jahren bis auf vereinzelte Live-Aufritte nur wenige Lebenszeichen gab. Der große Durchbruch war der Truppe nie ganz beschert worden, zu speziell und eventuell auch zu kitschig und naiv war das bisherige Schaffen. Was hängen blieb: Schöne Percussionarbeit und ein ständiger Wechsel zwischen Folk, Wave, mittelalterlichen Stücken und rituellen Klängen. 7 Jahre nach "Goddess" werden wir nun in "Die Welt der dunklen Gärten" entführt. Und dieser Ausflug ins Grüne ist wie auch bei den früheren Alben eine Reise zwischen Kunst und Kitsch, zwischen schön und nett, zwischen Qualität und Enthusiasmus (wenn auch auf ungleich höherem Niveau). Gleich geblieben ist aber die ausgewogene Mischung der vielen Stilelemente, die Reise durch die Gärten bietet Abwechslung in jeder Ecke der Grünanlage. Da haben wir Folk (ganz stark beim Einstiegsstück "Byronic hero", "Opportunity of time"), rituelle Stücke ("In my garden", das phantastische "Seelenreise", "Per aspera ad astra"), poppig-fluffigen Wave ("Jardin d'anais", "Oh du welt der dunklen Gärten", "The present day", "Die blaue Blume"), mittelalterliches ("Die dunkle Wolke", "Idilia dubb") und Neoklassik ("Sanctus", "House of god"). Fast allen Stücken gemein ist die Percussionarbeit: Großartig und das wichtige Bindeglied zwischen den einzelnen Stücken die so unterschiedlich daherkommen. Hekate haben in den letzten Jahren viel gelernt, die Produktion durch Patrick Damiani (ROME) tut ihr übriges. Denn während ROME selbst derzeit damit kämpfen, zu gesichtslos und faltenfrei am Hörer vorbeizufliegen hilft die "angepasste" Produktion, die kantiken Trademarks von Hekate harmonisch zusammenzuführen. Die Percussions sind omnipräsent aber begleiten und unterstützen die Stücke nun aus dem Hintergrund heraus. Der bisweilen nicht ganz optimale Gesang von Axel Menz und Susanne Grosche findet sich nun in die Songs eingebettet. Kurz – aus technischer Sicht lässt sich nicht viel meckern. Ob der Hörer Hekate nun mag oder nicht liegt nun weiterhin an den gleichen Problemen oder Spezialitäten der Koblenzer. Denn schon immer schwankte der Gesang von Susanne zwischen lieblich und seiernd, der von Axel zwischen passend und neben der Spur. Auch zeigt die Verwendung verschiedener Sprachen (Englisch, französisch und deutsch) weiterhin Schwächen in der Aussprache, was zum Teil die Ernsthaftigkeit und Schönheit der Stücke gefährdet und eher Schmunzler fördert. Schließlich begleitet all diejenigen Texte, die nicht aus der Feder von Byron, Eichendorff oder Löns stammen ein gewisser Hang zum naiven Kitsch (man lausche nur einmal "In my garden") und man kommt sich im Zusammenhang mit der lieblichen musikalischen Untermalung vor wie auf einem Wiedererweckungstreffen junger Christen, die mit Blümchen in den Haaren durch über Wiesen hüpfen. Das funktioniert bei einigen Stücken sehr gut, ist bei anderen aber viel zu viel des Guten. Hekate sind Hekate geblieben. Sie haben ihren ganz eigenen Stil verbessert, die "Gärten" zeigen die Band in sehr guter Form und man kann deswegen nur schließen mit: Wer Hekate bisher mochte wird das Album begeistert hochjubeln, wer Hekate bisher doof fand fühlt sich hier bestätigt. Wem die Band bisher als netter Durchschnitt bekannt war wird heute wissen, warum. Und schließlich könnten all diejenigen, die bisher keine Berührungspunkte mit den Koblenzern hatten hier ihr Glück finden. Also hört einfach in das Album rein, ich sage: Daumen hoch mit angezogener Handbremse.