Bevor hier der falsche Eindruck entstehen könnte : Ich mochte Heimataerde bisher wirklich recht gerne. Eine Mischung aus gesampleten Mittelalterinstrumentarium, Kreuzfahrerromantik und Dark Electro war zwar nicht neu, aber dadurch, dass der Electroanteil im Zentrum steht immerhin ein neuer Aspekt dieser Musikrichtung. Die drei Alben litten zwar schon immer ein wenig daran, dass man sich zu sehr auf Standartelectro-Bässe und Melodieaufbauten verließ, aber das war alles zu verschmerzen. Doch wenn ich nun mit „Dark Dance“ die Vorankündigung für das kommende Album „Unwesen“ höre, dann fühle ich mich ein wenig wie bei meiner Besprechung der Extize HorrorCD. Aber fangen wir mal von vorne an : Auf der EP findet sich nach einem schwelgend trägen Intro (das unnötig ist, aber nicht schmerzt) ganze drei Versionen des Titelstückes. Dabei ist der Versionsname auch gleich die Zuordnung zu Veranstalung und Floor – schon hier drängt sich mir die Idee auf, dass dies mehr ein Handwerksstück für DJs ist, die nicht selbst reinhören wollen sondern Dank der Version gleich wissen, wann und wo sie es spielen sollen. Hinzu kommen noch zwei „Cover“ mittelalterliche Stücke und ein Livebeitrag.

Kern einer EP ist das Titelstück und hier ist der gößte Dämpfer (aber nich der einzige) zu finden : was auf einem regulären Album als Filler durchgehen könnte entpuppt sich in seiner Rolle als Auskopplung leer, lahm und lustlos. Standartmelodie, Standardstruktur, Standartbässe und üble Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Texte. Und dann eine neue/alte Unart : Es gibt wieder den dunklen Erzähler aus der Technobranche, der mit tiefer (heruntergestimmter) Stimme den Namen des Liedes, „Tänze der Dunkelheit“ und anderen wichtigen Schwurbel wie "atemlos, geräuschlos" sagt. Immer wieder. Als ob ich vergessen könnte, wie das Lied heißt. Zu den Versionen : Medieval ist Elektro – auf einer Mittelalterpartie würden die Besucher in Fell den DJ rösten, wenn er das auflegt. Die Main Version ist noch stampfiger aber nicht wirklich anders und die Maschinen Version kommt ohne Dudelsack und damit der letzten Existenzberechtigung des Mittelalterelectrprojektes aus. Na bravo. Und auf einer Noise/Industrial Veranstaltung wäre die Version der zahme Vorspann, bevor es losgeht.

Naja, dann also zum Füllmaterial, das wesentlich besser wegkommmt : „Veni vini Emmanuel“ ist eine schöne Interpretation der Orginalmelodie mit klasse reingesampleten Chor – kein Knüller aber durchaus konsumierbar und sogar für Mittelalterparties geeignet. „Herr Mannelig“ ist halt „Herr Mannelig“ - diesmal eben mit straffen Electro-Korsett, sonst aber wie immer und in allen drölfzig Versionen. Nur der (unnötigerweise deutsche) Gesang ist bisweilen etwas neben der Spur. Naja. Und dann noch die „Heimataerde“ Liveversion : Ist ein schöner Bonus, hat eine gute Klangqualität, geht in Ordnung. Ich hab ja echt Panik, dass „Unwesen“ so klingen wird, wie die Vorankündigung... Das wird sich wohl bald zeigen und bis dahin sollten Konsumenten und Djs diese EP eher meiden – schwacher Titeltrack und nur solides Beiwerk sprechen eine deutliche Sprache. Schade und bedenklich.