Ben Lukas Boysen hatte bereits im letzten Jahr für sein Album "0000" viel Aufmerksamkeit erhalten, das Boysens persönliche Impressionen in musikalischer Form wiedergab. Mit seinem neuen Album "Night Falls" verhält es sich ähnlich. Auch hier spiegeln sich die persönlichen Erfahrungen des Musikers, nur im Gegensatz zu "0000" auf eine viel persönlichere Art. Das Album beginnt fast klassisch mit Streichern und Chören, erst gedämpft, dann lauter werdend. Die Musik strahlt eine tiefe Ruhe und Schönheit aus. Ein nach Soundtrack klingendes Auf- und Abwogen von Streichern erzeugt obendrein eine gewisse Dramatik, die man nicht so recht zuzuordnen weiß. Später wird diese Dramatik durch maschinelles, dumpfes Oszillieren noch verstärkt, wobei auch die Streicher noch an Kraft gewinnen. Der Sound wandelt sich von bedrohlich zu seltsam, wenn die Melodie ausbleibt, nur noch elektronisches Knistern und Knacken zu hören ist und obendrein bombastische Donnerschläge diese Ruhe zerreißen. Aber auch diese Sounds werden durch einzelne Pianoklänge abgelöst, die zugleich etwas Melancholisches und fast schon Trostloses an sich haben. Überwältigend sind Boysens Kombinationen aus Rhythmus und Klassik wie bei "Aback": Streicher in Moll, Verstärker-Brummen und Bongo-Trommeln. Selbst vor fast ausschließlich maschinellem Sound schreckt Hecq nicht zurück, fängt er sie doch immer wieder mit herrlichen Melodien auf. Die filigrane und melancholische Harmonie der Songs mit ihren sehr impulsiven Momenten macht "Night Falls" zu einem sehr ausdrucksstarken Album. Es klingt wie Hecqs Offenbarung, ein Blick in die Seele des Musikers. Kein Wunder, dass einen beim Hören des Albums Nachdenklichkeit beschleicht. Es besteht vielmehr die Gefahr, dass es einem auch noch die Tränen in die Augen treibt. Wunderschön!