Nach teils sehr guten Kritiken zum letzten Album "Scatterheart" sind die Erwartungen zum neuen Release "Bad Karma" von Hecq entsprechend hoch gesetzt. Benny Boysen alias Hecq hat sich den Ruf erarbeitet, entgegen gängiger Konventionen zu arbeiten und sich sein eigenes kleines Sounduniversum zu basteln. Im Gegensatz zu seinen beiden früheren Veröffentlichungen ist "Bad Karma" weniger melodisch ausgefallen. Dafür gibt es eine ganze Reihe neuer Sounds zu entdecken. Click 'n' Cut auf den ersten Blick, auf den zweiten aber perfekte Soundtüftelei. Ungeübte Ohren müssen sich etwas eingewöhnen, denn Hecq verlangt Aufmerksamkeit. Von einer melancholischen Grundstimmung getragen, die durch ambiente Hintergrundmelodien erzeugt wird, arbeitet sich so gut wie jeder Song durch rhythmische Abnormitäten. Der Opener "Untitled" beginnt noch verhalten und breitet erst langsam seine volle Schönheit aus, um am Ende in Harmonie zu vergehen. "Distract" arbeitet mit rituell klingenden Trommeln, wobei der Song ähnlich wie das erste "Untitled" zum Schluss immer ruhiger wird. Gänzlich ohne Rhythmus dafür aber mit tiefster Dunkelheit arbeiten "Flying Fear" und "Bad Karma", die ihrem Namen nur zu gerecht werden. Was "Distract" angefangen hat, steigert der zweite "Untitled"-Track noch weiter und verbindet rituelle Perkussion mit verstörenden Geräuschen. Der beste Track kommt jedoch ganz zum Schluss. "Lost" malt eine graue Trostlosigkeit durch prasselnden Regen und schwermütige Melodien, endet jedoch in merkwürdigen Sound-Experimenten. Auch an Musikerkollegen wie Daniel Myer (Haujobb, Architect) und Stephen Sawyer (L'ombre) ging Hecq nicht vorbei und so haben beide gleich noch Songs beigesteuert. "Nineteen.Seven" und "Misantron" arbeiten mit Hecqs Soundideen und sind deshalb weniger als Remixe denn mehr als Kollaborationen zu verstehen. So lassen sich beide Songs auch so gut wie kaum herauslösen, sondern reihen sich nahtlos in das Album ein. "Bad Karma" ist ein ebenso gewöhnungsbedürftiges wie begeisterndes Album. Für den Sucher des besonderen elektronischen Hörgenusses bestimmt ein Leckerbissen. Unerfahrene sollten sich dem Album jedoch langsam näher. Aber die Mühe lohnt sich!