Vorhang auf! Willkommen in der Welt von „Heaven & Hell“! Doch wer oder was sind „Heaven & Hell“ eigentlich und warum headlinen sie diverse Metal-Festivals, wenn ich noch keine CD im Regal habe? Hab ich die bahnbrechendsten Newcomer seit Adam & Eva etwa verpennt? Keineswegs, denn die Herren, welche sich hinter diesem Bandnamen verstecken, sind alte Bekannte: Black Sabbath! Wer glaubt, dass Black Sabbath doch unweigerlich mit Ozzy Osbourne in Verbindung gebracht werden müssen, sieht sich getäuscht, denn über die Jahre verschlang die Band insgesamt sieben Sänger. Klar, der stets fluchende Fledermausliebhaber ist Gründungsmitglied und somit auf Ewig mit Black Sabbath verbunden. Jedoch gab es Zeiten in den niemand anderes als Ronnie James Dio für die Vocals zuständig war – nämlich zwischen 1979 & 1983, sowie 1991/92, was drei Alben zur Folge hatte: „Heaven and Hell“ (1980), „Mob Rules“ (1981), und „Dehumanizer“ (1992). Und eben diesen drei Alben widmeten sich die Herren auf ihrer Welttour. Warum man sich jedoch entschied, statt auf den altehrwürdigen Namen, den Namen des ersten Sabbath-Albums mit Dio zu verwenden, bleibt wohl Geheimnis von Tommy Iommi und Geezer Butler. Sei’s drum. Jetzt haben es ja alle verstanden. Und das dies noch mehr vor uns taten, beweißt „Live From Radio City Music Hall”, ein würdiges Dokument, dass der begeisternd aufgenommenen Welttour angemessen ist. Diese Doppel-CD, aufgenommen in New York City, lässt dich sofort eintauchen, in einen Abend voller Magie, voll klassischem Schwermetall - purer Rock in seiner schönsten Form. Doch fast wäre alles ins Wasser gefallen, denn die Gewerkschaften New Yorks machten den Doom-Königen schwer zu schaffen, so dass sogar der Soundcheck abgebrochen werden musste und nicht einmal die Zeit gefunden werden konnte, die Kameras für den DVD-Live-Mitschnitt zu checken. Zum Glück lief alles glatt und im nachhinein kann man diese chaotischen Zustände als Glücksfall bezeichnen. Denn dieser Stress hat den Herren sichtlich gut getan, denn Songs Marke „The Mob Rules“ oder „Children of the Sea“ kommen ungestüm und erfrischend aggressiv aus den Lautsprechern geschossen – hier wird Luft rausgelassen. Dio zeigt sich trotz allem allerbester Laune und kommuniziert sehr freundlich und ungemein sympathisch mit den begeisterten Fans. Von Rockstar-Allüren alla Ozzy Osbourne fehlt jegliche Spur. Daumen hoch! Das Highlight der ersten Scheibe stellt für mich das unsterbliche „The Sign of the Southern Cross“ dar. Ein schweres und düsteres Ungetüm, das sich schleppend in die Gehörgänge drängt und sich tief ins Fleisch einbrennt. Ganz Groß! „Dio-Dio“ Sprechchöre erfüllen die Arena…Geil! Scheibe 2 eröffnet mit einem Stück aus den 90ern – „Computer God“, welches, ich will das Wort ja kaum in den Mund nehmen, ungewohnt modern daherkommt. Schneller als der Großteil des ersten Silberlings, mit (gewohnt) toller Gitarrenarbeit seitens Tony Iommi. Feiner Start der zweiten Halbzeit, welche wiederum mit einer Vielzahl an unsterblichen Rocksongs daherkommt. Sei es „Falling off the Edge of the world“ (Liebe auf den ersten Lausch), das mit einem unnachahmlichen Gitarrensolo Iommis beginnende und sich dann in einen Rausch spielende “Die Young” (Beinwackelalarm!) oder natürlich der absolute Höhepunkt: das 15-minütige Monumentalwerk “Heaven & Hell”. Feiner Stoff! Alles in allem ein Rundum-Sorglos-Paket in Sachen Heavy Metal, bei dem es überraschenderweise mit „The Devil Cried“ und „Shadow of the Wind“ zwei selten gespielte Stücke auf die Bühne geschafft haben, stellten sie doch zwei der drei bisher unveröffentlichten Stücke auf der Anfang des Jahres veröffentlichten Best Of Scheibe “The Dio Years“. Für jeden Liebhaber anspruchsvoller und zeitloser Rockmusik sei diese Doppel-CD, bzw. die ebenfalls erhältliche Live DVD ans Herz gelegt. Eine prächtig aufgelegte Band, ein enthusiastisches Publikum vermischen sich zu einer einzigartigen Kombination, welche die Welt für gut zwei Stunden Minuten zum Stehen bringt. Ein Stück Rockgeschichte, was in keiner gut sortierten Plattensammlung fehlen sollte. Pflichtkauf!