Und sie tun es doch. Nach der Wiederveröffentlichung ihrer limitierten Singles ("The Singles 1993-2000") haben sich Mr. und Mrs. Arafna nun dazu entschlossen, auch noch den letzten Schatz aus dem Galakthorrö-Fundus erneut und diesmal in unbegrenzter Stückzahl zu veröffentlichen. "Blut" beziehungsweise "Trilogie des Blutes" heißt das Album, das vor über 10 Jahren 1995 in einer Auflage von 884 Stück erschien. Mit ein ausschlaggebender Punkt für die Neuauflage war der Schwarzmarkthandel, bei dem Kopien des Albums verkauft wurden. Zudem sind die Originale nur noch für horrende Summen käuflich zu erwerben, da sich Sammler nur ungern davon trennen bzw. teilweise ein regelrechter Hochpreiswahn eingesetzt hat. Damit dürfte nun ein für allemal Schluss sein, denn ab sofort kann man einfach zum Plattenverkäufer seines Vertrauens gehen und sich ein Original zulegen. Die Neuauflage wurde natürlich noch einmal merklich remastered. Waren im Original die Bässe und Frequenzen bis zum Extrem getrieben, wird das Re-Release zu einer Grenzerfahrung. Obwohl "Blut" schon mehr als 10 Jahre alt ist, kann es heute immer noch die gleichen Empfindungen wie damals auslösen und hat nichts von seiner Wirkungskraft eingebüßt, ganz im Gegenteil. Lediglich der Schockeffekt dürfte nicht mehr so groß sein, da Haus Arafna und seine Musik mittlerweile bekannt sind. Wie bei früheren Veröffentlichungen von Haus Arafna üblich, versteht man viele der gesungenen oder besser gesagt, geschrieenen Texte kaum. Der Gesang geht völlig im Song auf und wird fast wie ein Instrument benutzt. Das analoge Oszillieren, Brummen und Dröhnen schafft eine beklemmende Atmosphäre, ein Gefühl oder vielleicht auch nur die Idee von einem Gefühl. "Blut" ist ein besitzergreifendes Monster, ein Sinnesreiz, dem man sich ergeben muss. Der Betrachter und Hörer wird von Anfang an auf eine harte Probe gestellt. Jede Geste, jedes Bild und jeder Ton trachtet nur danach, sein Opfer aus der vertrauten Realität zu reißen, Gewohnheiten und konditionierte Verhaltensweisen in Frage zu stellen. Wer das Originalcover der 1995er Auflage mit den dort abgebildeten Häftlingen, dem umschließenden Draht und dem Abdruck eines Briefes-Auszugs von Dr. Friedrich Mennecke kennt, wird sich noch genau an diese Assoziationen und Gefühle erinnern. Ähnlich verhält es sich mit der Neuauflage. Bilder, die Gedankenverknüpfungen an Vampire, Seziertische und Selbstmord auslösen, ohne jedoch wirklich etwas Eindeutiges zu zeigen. Das Spiel mit dem unbewusst Bewussten. Ob tiefes Brummen, schmerzende Höhen, ob Schreien oder gar ein Zitat von Leonard Cohen, Haus Arafnas Musik lässt sich nicht in Worte fassen. Aber man erliegt unweigerlich ihrem misanthropischen Scharm. Zudem haben Mr. und Mrs. Arafna noch drei Bonustracks gestiftet, die unter dem Titel "Nachblutung" zusammengefasst wurden. Hierbei handelt es sich um Songs, die ebenfalls aus der "Blut"-Zeit stammen, aber seinerzeit nicht den Weg auf das Album gefunden haben. Nun wurden sie von Haus Arafna zur Vollendung gebracht. Unter ihnen sticht vor allem "Signed With Blood" durch seine ungewohnte Gleichförmigkeit und Eingängigkeit hervor. "Blut" ist und bleibt eine Erfahrung, die man gemacht haben muss. Danach bleibt man verändert zurück.