Dass das Leben auf einer beschaulichen Insel von Französisch-Polynesien im Süd-Pazifik recht inspirierend sein kann, glaubt man gern. Hanin Elias hat das beste daraus gemacht, nämlich ein neues Album. Mit „Get it back“ startet die ex-Frontfrau der Digital-Hardcore-Rocker Atari Teenage Riot in 2011 durch. Die unsanfte Trennung von ATR ist Geschichte und Hanin Elias präsentiert sich nach einer über fünfjährigen Auszeit auf dem Atoll Huahine mehr denn je als Energiebündel. Für „Get it back“ hat sie von dort aus ihr Netzwerk an Kreativen aus der internationalen Musikszene aktiviert und etliche genreübergreifende Kollaborationen initiiert, die unterschiedlicher und spannender nicht sein könnten. „Get it back“ ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Überraschungspaket. Verschiedene Electronica-Styles, Dubstep, Funk, Hip-Hop, Rock, Industrial und Digital Hardcore treffen auf eine längst nicht leiser gewordene Screamerin, Shouterin, Rapperin und Sängerin, die ständig zwischen wildem Raubtier und zahmem Kätzchen pendelt. Jeder Track ist wie ein Mikrokosmos, der – harmonisch ausbalanciert – für sich allein stehen kann und sich gleichzeitg perfekt in die Ganzheit des Albums einzufügen vermag. Schaut man sich die „Kollaborateure“ genauer an, erscheint das gar nicht so selbstverständlich. Neben dem chilenischen Musiker Diego Sagredo der Gruppe ICI, mit dem Hanin Elias die Stücke „Do you know“, „Melancolia“ und „Money“ aufgenommen hat, sind die Berliner Electro-Hip-Hop-Combo Mutfak mit von der Partie, ebenso Vigilante (aus Chile), die hierzulände mit ihrem harten Industrial-Electro längst auf den Tanzflächen angekommen sind, und Tying Tiffany, die für einen Remix des 2001er-Hits „Future Noir“ gewonnen werden konnten. Ein besonders schöner und faszinierender Song, „I want you“, entstand in der Zusammenarbeit mit der aus Tahiti stammenden Gruppe Tikahiri – ein sanftes, mystisch-folkloristisch inspirierters Stück voller Leidenschaft. Ein echter Dancefloor-Smasher wurde mit dem Belgier Yeti Popstar (Velvet Underwear) und den Pariser „digital horror“-Künstlern von Mismerizer produziert - „Dead Eyes“ ist Disco pur. Wilder könnte die Mischung kaum sein, doch das macht gerade den Reiz von „Get it back“ aus, das trotz der vielen „Beteiligten“ noch immer unverkennbar Hanin Elias ist. Wer keine Berührungsängste und Lust auf ein musikalisches Abenteuer hat, liegt mit dem Comback-Album genau richtig. Als Bonus gibt es einen stylischen Videoclip zu „Do you know“ - digital hardcore visuals mit hohem Schnitttempo. Schön, dass Hanin Elias wieder da ist – welcome back!