Französisch elektronisch melden sich Hammershøi mit ihrem gleichnamigen Album und verführen uns nicht nur mit ihrem betörendem Akzent.

Dunkel und bedrohlich steigt „Asphyxie“ ein, blechern durchzogen, nimmt an Tempo zu. Hörst du es zischen? Tiefe Vocals treffen sich – er neben ihr. Marschierend, angreifend ziehen sie auf schrägen Sequenzen voran. Schließlich tanzt der Sound club-like leierig. In „Allegorie“ setzt sich die schnelle, dunkle Elektronik fort, bricht schließlich hoch und voll aus. Und dann fängt sie dich, weiblich, betörend, französisch, eindringlich. Die Drums spielen mit der restlichen Elektronik, ehe er sich fast erklärend zu Wort meldet. Die Sequenzen tanzen auf den rasselnden Schlägen. „26 avril 2019“ steigt mit einer wirren Soundkulisse ein, bündelt sich vorantreibend. Irgendwie rhythmisch Falco-like kommen die akzentreichen, männlichen Vocals daher. Schläge krachen auf dem rotierenden Untergrund. Woran denkst du, wenn du den eindringlichen Stimmlauten folgst? „Cathedrales“ folgt und lässt Bilder in unseren Kopf dringen. Bist du bereit für die Opferung? Klopfend und hämmernd steigt der Titel ein. Blecherne Schläge klagen an. Er und sie, sie treiben ihr Spiel auf die Spitze. Es folgt zunächst poppig „In weiter Ferne so nah!“ und wer hier einen deutschen Titel erwartet, der irrt sich. Zunächst wirken die Vocals bearbeitet auf der schnellen Elektronik, doch dann hörst du sie, blumig klar – und dann ihn. Die Stimmen reiten mit dem Sound. Sie führen einen Dialog miteinander, vereinen sich, erringen die Spitze, allein, zu zweit, allein. Die Elektronik treibt voran, während die Vocals wie eine dunkle Macht dazwischen wirken. „Bir Hakeim“ – wir denken einen Moment lang über die deutsche Übersetzung aus dem Türkischen nach – Ich bin ein Seehecht… Wir runzeln die Stirn, doch das Überlegen wird ausgeschaltet, als die Elektronik forsch und blechern durchbrochen, rotiert. Provokant erhebt sich der Chor auf dem fast quietschend Marschierendem. „Ivry“ kommt dunkler und bedrohlicher auf düsterem Wave daher, der zügig rotiert. Hohle Schläge treffen dich, wechseln sich mit blechernen ab. Fast hypnotisch, zärtlich provozierend, erhebt sie wieder die Stimme. „Il neige dans la nuit“ schließt den schnellen Reigen. Blechern setzt sich das Schlagzeug auf die forsche Elektronik. Und als tanze sie tatsächlich einen hypnotischen Reigen, treibt ihre Stimme dich voran, während er gestanden, reif, daherkommt. Ihr akzentreiches Wechselspiel betört im Spiel der schnellen Schläge.

Die Entschlossenheit der französischen Vocals auf der reitenden Soundkulisse hat durchaus etwas betörend Hypnotisches, das man durchaus mal auf sich wirken lassen kann.

 

18.07.2020

 

Swiss Dark Nights

+SDNRECORDS079+

 

https://www.hammershoiband.bandcamp.com

 

01. Asphyxie
02. Allegorie
03. 26 avril 2019
04. Cathedrales
05. In weiter Ferne so nah!
06. Bir Hakeim
07. Ivry
08. Il neige dans la nuit