Wie diese CD ihren Weg ins Postfach des Medienkonverters gefunden hat kann ich mir nicht erklären, allerdings bin ich froh dass ich sie dort entdeckt habe. Sicherlich folgt hier ein Klischee dem anderen, denn Guy Chambers, Songwriter und Produzent für Kylie Minogue, Tom Jones und nicht zuletzt verantwortlich für Robbie Williams Erfolg, schreibt ein Album für seine erstgeborene Tochter. Damit ihr das auch noch am achtzehnten Geburtstag gefällt, greift er zurück auf die zeitlose französische Musik der 60er Jahre und holt sich als Sängerin die englische Schauspielerin Sophie Hunter, ihres Zeichens Großcousine von Jane Birkin… Soviel Berechenbarkeit muss doch bestraft werden – oder kann das ganze Sinn machen? Man sollte es nicht glauben: genau das ist der Fall. Große Teile der Platte kommen wolkengleich über die Lautsprecher geschwebt und müssen einfach geliebt werden! Dabei sind die Chansons am schönsten, die zugleich am zerbrechlichsten erscheinen: allen voraus der erste Song, der das Projekt bei Guy Chambers ins Rollen brachte: ‚Chere Isis’ besticht durch zartes Piano, Streicherquartett und die traurig gehauchten französischen Texte von Frau Hunter. Das klingt durchweg authentisch, was daran liegen mag, dass die Verwendung alter Instrumente und alter Technik mit zum Konzept gehört. Ähnlich verträumt gelingen ‚La Palissade Dans La Baie’, das Hapsichord unterstützte L’onde Amere’ oder ‚Les Fleurs Du Mai’. Bei ‚Les Amants d’Edinbourg’ besticht dazu der dezente Rhythmus aus der Hammond-Orgel und ‚Compte a Rebours’ erweist sich mit der gleichen zurückhaltenden aber etwas erweiterten elektronischen Untermalung als weiterer Favourit. Erstaunlich ist, dass die Songs am wenigsten überzeugen, bei denen das Projekt etwas gefälliger in Richtung Pop steuert, so wie die Single ‚Belle Journee Pour Ne Rien Faire’ oder ‚Poussieres d’Etoiles’. Guy Chambers schafft es sich mit dieser Platte von einer ganz neuen, emotionsgeladenen aber weniger kommerziellen Seite zu zeigen. Schaut man sich sein Studio an, so erkennt man schnell sein generelles Interesse am Retro-Style. Genau deshalb nimmt man ihm diese Platte ab und genau deshalb wirkt sie trotz der beschriebenen Klischees glaubwürdig und wirklich zeitlos.