Etwas ungewöhnlich gestaltete sich meine Arbeit an vorliegender Kritik: Zunächst einmal alles wie gewohnt, ‚The redemptive end‘ geladen, einen Durchlauf nebenbei geschafft – erster Eindruck: Passt. Beim zweiten Durchlauf dann bewussteres Hören und etwas Recherche, denn den vier Herren aus Bayern war ich bei ihrem Debüt ‚Unified in void‘ 2018 nicht begegnet – und huch, hoppala: 0% bei drei Kritiken in den Metal Archives. Nicht, dass das die Instanz für aussagekräftige Kritiken ist, aber ein solcher Durchschnitt ist mehr als ungewöhnlich: Groza haben anscheinend nicht nur ihren Bandnamen bei einem der Alben der Polen Mgla geliehen, sondern sind auch in der Außenwirkung und musikalisch nicht nur nahe am Original, sondern zum Teil deckungsgleich. Aber anscheinend fähige Musiker. Recherche in offiziellen Kritiken, inhaltlich gleiche Aussagen aber zum großen Teil eher ein: Die können was, sind aber noch sehr nah an den Vorbildern. Tja und nun?

Ich habe das Gefühl, dass zumindest der Vorwurf eines weiteren reinen Kopierens von Parts auf der aktuellen Scheibe Geschichte ist, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren – denn wirklich firm bin ich bei Mgla nicht. Ja, ich kenne die Alben, aber sie kickten mich nicht so sehr, dass ich mit den Aussagen der Bandmitglieder, wenn es um Politisches geht, hadern wollte und musste. Sie sind sicherlich eine der Bands der Stunde in der aktuellen Black Metal Landschaft, aber seien wir ehrlich: Auch Mgla haben das Rad nicht neu erfungen. Entschuldigt das Grozas direktes Kopieren von Melodieparts? Nein. Aber es rückt Unkenrufe nach Originalität in ein realistischeres Licht. Wenn Bands viele Menschen mitreißen, dann sind sie nicht selten auch Vorbilder für andere und bei diesen Nachahmern und (ja, auch) Kopien stellt sich bei aller fehlender Eigenständigkeit immer noch die Frage, ob die Musik gefällt. Ich hätte Emyn Muil wohl nie eine Chance gegeben, wenn ich den Kommentaren gefolgt wäre, die das Projekt als dreiste Summoning-Kopie darstellten und hätte dann eines der besten Alben des Genres verpasst. Auch die Hinweise, dass das Auftreten der Band sehr nahe am Original ist kann ich abtun mit einem: Was ist die Alternative? Egal ob im schwarz-weißen Panda Look, mit Schwert und Drachen oder ganz alltäglich mit Hipster Man Bun - immer gab es Vorbilder für einen Look. Und was soll ich zur Musik sagen? ‚The redemptive end‘ gefällt mir streckenweise gut. Nein, nicht sehr gut, aber wenn Groza einer Band nacheifert, die ich nur gut finde, dann haben auch sie es schwer, mehr als wohlwollende Anerkennung zu erhalten. Der Zweiteiler „Sunken in Styx“ und „Elegance of irony“ sind gut gemachte Kost für Freunde dieser rauen, emotional aufgeladenen Version des melodischen Black Metals ohne viele Schnörkel. Die Vocals erinnern mich an Nachtmystium, was mir persönlich sehr gut gefällt, ansonsten erweisen sich Groza tatsächlich als sehr gute Musiker – sicherlich, am Schlagzeug hat man keinen Darkside, aber man muss auch nicht mit Ausnahmetalenten mithalten können, um sehr gut zu sein. Der Titeltrack und „Nil“ können mich nicht so erreichen und ich ärgere mich wie so oft darüber, dass augenscheinlich fast jede Band denkt, Lieder in Überlänge sind immer der Bringer. So vergehen 16 Minuten, in denen ich mich etwas langweile – das ist zu viel. „Homewards“ ist dann zwar auch zu lang, aber immerhin wieder etwas packender und somit ein guter Abschluss.

Ich werde Groza wohl nicht weiter verfolgen – dies liegt aber einfach an meinem persönlichen Geschmack, den sie genauso wenig treffen wie die Vorbilder / das Original. Aber allen Freunden dieser Spielart rufe ich zu: Versucht es doch erst einmal – wenn es gefällt, dann ist doch recht egal, ob da ein anderer Name drauf steht. Groza haben das Zeug dazu, sich zu entwickeln und ‚The redemptive end‘ kann auf jeden Fall Laune machen.

 

Groza

The redemptive end

 

30.07.2021

AOP Records

 

https://groza-blackmetal.bandcamp.com/

 

01. Sunken in Styx – Part I: Submersion
02. Sunken in Styx – Part II: Descent
03. Elegance of irony
04. The redemptive end
05. Nil
06. Homewards