Als Nick Cave Ende letzten Jahres solo auf Tour war, wusste niemand so recht, was ihn auf dem Konzert erwartet. Ein erstes Staunen ging durch den Saal, als Herr Cave dann in Begleitung einer Band die Bühne betrat. Die vollkommene Entspannung setzte dann ein, als die Band den ersten Song intonierte und zwar mit höllischem Lärm. Am Ende des Songs folgte dann die Auflösung durch Nick Cave: "We are Grinderman". Nach der Zugabe am Schluss gab es noch etliche Hinweise auf die MySpace-Seite und den dort zu findenen "No Pussy Blues". Aber was soll Grinderman? Haben die Bad-Seeds-Mitglieder Warren Ellis, Martyn Casey, Jim Sclavunos und Nick Cave nicht genug mit eben jenen Bad Sees zu tun? Die Idee und die Freiheit für Grinderman entstand ironischer Weise bei den Sessions zum "Abattoir Blues / The Lyre Of Orpheus"-Album. Ein neuer Schaffensprozess, bei dem Nick Cave spontan zu der Musik der anderen drei sang, brachte etwas ursprüngliches auf den Plan, das unbedingt raus musste: In seiner schönen Form auf besagtem Bad-Seeds-Album und nun in seiner rohen und dreckigen auf dem Grinderman-Debüt. Eigentlich wollten sich die vier Mannen Vortex nennen, aber der Name war schon zu oft belegt. Grinderman passt aber auch viel besser zur Musik und klingt auch irgendwie cooler. Aber wie klingen Grinderman nun eigentlich? Gewollt nicht nach den Bad Sees, sondern rau, wild, kompromisslos. Ein bischen Blues, ein wenig Country und natürlich Rock lassen Grinderman schön brachial wirken. Die vielerorts zu lesende Beschreibung von Grindermans Musik als Lärm ist nicht zutreffend, denn die vier haben schon richtig geniale Songs auf die Beine gestellt. Man wollte wohl mal gepflegt auf die Kacke hauen oder wie Martyn Casey sagt: "Wir wollten nicht zwangsweise unserem fortgeschritteneren Alter den Mittelfinger zeigen, aber ich habe während der Aufnahmen ein paar Mal gedacht: Das ist echt nicht schlecht für einen Haufen alter Säcke." Ein weiteres Novum ist Nick Caves Griff zur Gitarre. Ein Klavier wie bei "Man In The Moon" gibt es kaum zu hören, nur bei "Honey Bee (Let's Fly To Mars)" sägt eine Hammondorgel durch den Song. Raubeinig, kantig, mit wirren und lustigen texten, die laut Nick Cave keinen Sinn ergeben, ist Grinderman eine Art Findung zu den Wurzeln. Keine Rückorientierung, aber ein Aufgreifen alter Ideale und Esprit, die auch heute Ihre Wirkung nicht verfehlen. Das Album verbreitet neben einer Menge Spaß auch eine Art Zugehörigkeitsgefühl. Man würde am liebsten mitspielen und mitgrölen. Schön, dass es sowas noch gibt und eigentlich schade, dass sozusagen die alte Riege den jungen noch zeigen muss, wie so etwas geht. Produziert wurde "Grinderman" übrigens von Nick Launay,d er auch schon für die beiden letzten Bad-Seeds-Alben verantwortlich war.