Verehrte Damen, verehrte Herren, willkommen im "Nachtprogramm" von Graphik Magazin. Lehnen Sie sich nun bitte zurück, machen Sie es sich bequem und folgen Sie meiner kurzen Retrospektive in die Welt der Minimalelektronik. Sagen Sie, erinnern Sie sich noch an die 80er Jahre, in denen analoge Synthesizer und monotone Rhythmen Hochkonjunktur hatten und ausgesprochen viel Spaß machten? Wenn Sie diese Art von Musik schon längst tot geglaubt haben, irren Sie sich. Sie lebt, und wie! Doch erst einmal zurück zum Anfang der Geschichte: im Sommer des Jahres 1998 rief ein gewisser Peter Lemke ein Projekt ins Leben, in dem er fortan seine Gedanken und Gefühle klanglich wie textlich auf minimalem, elektronischen Wege umsetzen wollte. Ob die grauen Schatten des Alltags in der modernen Konsum- und Mediengesellschaft, ob Liebe, Träume, Ängste und Hoffnungen – Inspirationsquellen gab und gibt es immer noch genug für den experimentierfreudigen Musiker. Kühl und zurückhaltend oder fast schon – um eine bekannte deutsche Formation zu zitieren, deren Klangbild dem von Graphik Magazin nicht unähnlich ist, "monoton und minimal", kommt "Nachtprogramm" daher, das erste Album des Ein-Mann-Projektes. Zehn Lieder haben ihren Platz auf der CD gefunden. Mechanisch und steril, mit einem Hauch von New Wave und Punk, spiegeln Titel wie "Fernsehen des Nachts", "Puppen der Wirtschaft" oder "Zentren aus Licht" kritisch das Gesicht einer hochindustrialisierten, technisierten und schnelllebigen Gesellschaft wieder, die nur zwei Dinge kennt: produzieren und konsumieren. Mit monotoner Stimme erzählt Lemke von Menschen, die in grauen, tristen Betonburgen ihr Dasein fristen, den Maschinen ihr Vertrauen schenken und überlegen, wie sie ihr Geld möglichst schnell wieder ausgeben können, das sie gerade erst mit ihrer Arbeit am Fließband in riesigen, anonymen Fabriken verdient haben. "Nachtprogramm" ist der passende Soundtrack für diese gespenstische Szenerie, die bereits in den zwanziger Jahren im Kultstreifen "Metropolis" von Fritz Lang optisch umgesetzt wurde. Ein Blick auf das Cover von "Nachtprogramm" läßt erahnen, dass dieser Film möglicherweise ebenfalls der Inspiration diente. Auch das geniale Stück "Tape-Recording" fand im Original und als Version Platz auf dem Debüt von Graphik Magazin. Vor zwei Jahren war diese kleine, feine Hymne an die Musik-Kassette bereits als Maxi-Single veröffentlicht worden und hatte sofort großen Anklang bei Presse und Publikum gefunden. Inzwischen nicht mehr erhältlich sind die beiden Demos "Philosophie eines Körpers" und "Konzerne", die damals schon erahnen ließen, dass mit einfachen, elektronischen Mitteln eine große, ausgesprochen hörenswerte Wirkung erzielt werden kann! Bleiben wir also dabei, Minimalelektronik lebt! Sie wollen das 40 Minuten lange "Nachtprogramm" nun für zu Hause? In unserer Link-Sektion finden Sie alles Wissenswerte! In wenigen Wochen wird dann auch das zweite Album mit dem Titel "Reklame und Schatten" erscheinen, das wir Ihnen hoffentlich ebenfalls präsentieren dürfen. Hiermit endet nun das "Nachtprogramm", wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen eine gute Zeit. Auf Wiedersehen!