Dies ist das Ende... oder doch nicht? Nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Nichts bleibt wie es war" verkündete das Erben-Duo das Aus bzw. die Absicht, vorerst nichts mehr im gerade so unsozialen Musikbusiness zu veröffentlichen. Dieser Ausstieg und vor allem die Exaltation über böse Musikpiraten schien auf einmal das beherrschende Thema zu sein. Zum Glück hat Oswald Henke von dieser Kanonade auf unbekannte Bösewichter wieder Abstand gewonnen und solo sowie zusammen mit seiner Kollegin Mindy Kumbalek wieder etwas auf die Beine gestellt.

Zusätzlich zu Oswald Henkes Lesereise brachten Goethes Erben ein neues Musiktheaterstück namens "Schattendenken" auf die Welt. Dieses Werk wird im nächsten Jahr auch auf DVD zu bewundern sein. Doch bevor diese Box fertig gestellt ist, hat das Duo noch die CD "Dazwischen" eingespielt. Sie ist hauptsächlich das Kind von Mindy Kumbalek und enthält einige der Lieder des Theaterstücks. Bei der Auswahl wurde darauf Wert gelegt, dass die Songs auch ohne ihren Kontext im Musiktheaterstück verstanden werden können. Alle Lieder wurden im Studio aufgenommen, sind also keine Bühnenaufnahmen. Der Titel "Dazwischen" ist gleich mit mehreren Bedeutungen belegt. Zum einen ist die CD ein Mittendrin, zwischen Vorgänger-Album und DVD-Box-Veröffentlichung. Thematisch geht es aber um das Leben, das Dasein zwischen Geburt und Tod, zwischen Verstand und Verlangen, Lust und Sucht.

Der Grundtenor von "Dazwischen" ist sehr hoffnungsvoll, wenn auch, für Goethes Erben typisch, viele finstere Themen angeschnitten werden. So wird das Märchen vom schwarzen Schwan erzählt, der trotz seiner Andersartigkeit in der feindlichen Welt überlebt. Das "Alptraumstudio" dagegen lässt die finsteren Wolken der Vergangenheit vorüber ziehen. Erinnerungen, denen sich jeder stellen muss. Manche der Songs wirken allerdings etwas arg schwülstig, der erhobene und lehrende Zeigefinger kommt zu deutlich rüber. Dennoch sind die Texte trotz moralisierendem Inhalt wie immer sehr ansprechend. Musikalisch haben sich Goethes Erben weiter entwickelt. Natürlich kann die Musik nur Transportmedium für die Texte sein. Dennoch ist die Symbiose von Sprechgesang und Musik auf "Dazwischen" noch weiter fortgeschritten, als noch auf "Nichts bleibt wie es war", auch wenn dieses mal kein prominenter Gastkünstler sein Talent zum besten gibt.

Die CD ist durchaus überzeugend, melodisch wie romantisch und kann neben eingefleischten Fans auch noch unbedarfte Hörer erreichen. Da sich Oswald Henke und Mindy Kumbalek in Zukunft sehr rar machen werden, ist "Dazwischen" vorerst die letzte Erben-CD. Doch es wird bestimmt nicht die letzte bleiben. Warten wir es ab, schließlich leben wir dazwischen.