Glis 2001-2008, A Shot And A Bassline - Best Of, Remix, Notwendigkeit? Drei 'echte' Alben, eine Remix- und eine EP-CD hat das amerikanische Futurepop-/EBM-Einmannprojekt auf der Haben-Seite. Eigentlich müsste die aktuelle CD aufgrund der VÖ-Daten (die beiden letzten Titel einmal außen vor gelassen) "2001-2006" heißen, denn im letztgenannten Jahr legte Shaun Frandsen das Projekt Glis auf Eis. Ab diesem Zeitpunkt widmete er sich voll und ganz seinem neuen Projekt Shaun F. und seiner Live-Karriere als Mitglied von Combichrist und Keyboarder von VNV Nation sowie als Produzent und Live-Partner von Ayria. Da er aber anscheinend nicht von Glis loslassen konnte, was zudem in Insider-Kreisen einen vornehmlich guten Ruf genoss, entschied er sich seine bisherigen Reißer in neubearbeiteten (nicht remasterten!) Fassungen dem Publikum erneut zu präsentieren. Für bisherige Nicht-Glis-Fans ist "A Shot And A Bassline" ein gut sortierter Querschnitt der Glis-Historie und eine ehrliche Einladung dem Fanclub beizutreten. Schon-Fans ist die CD aber auch ans Herz zu legen, da es sich bei weitem nicht um ein Remix-Album im üblichen Sinne handelt. Einerseits hat sich nämlich nur ein Herr - Krischan Wesenberg, Mastermind von Rotersand - den Songs angenommen. Und andererseits hat er eben nicht Rotersand-Sound mit Glis-Vocals kombiniert sondern sehr viele Glis-Zutaten verwendet. Alle Songs wurden von ihm neu arrangiert, in dem Sinne, dass Teile von anderen Titeln und zusätzliche Overdubs verwendet wurden, außerdem neue Beat-Elemente, weitere Sequenzen, Effekte und Filter. So klingt jeder Titel neu, aber irgendwie trotzdem noch dem Original und damit Glis treu ergeben anstatt Rotersand. Das ist genau der Ansatz des Re-Edit-Albums, verglichen mit einem Remix-Album: es ist der spezielle Bearbeitungscharakter, dessen originäre Züge in die Anfänge der DJ- und Tanzkultur zurückgehen. Unter diesem Aspekt ist die Suche nach bekannten Klängen anderer Titel, verbunden mit den zusätzlichen Maßnahmen, die die ausgewählten Tracks teilweise noch etwas moderner und cluborientierter wirken lassen (z.B. "Sunrise") eine faszinierende und kurzweilige Tätigkeit. Zum Testen der aktuellen Popularität und als Re-Entry-Special ist die CD für jede (potenzielle) Zielgruppe eine echte Empfehlung und Bereicherung. Die beiden bisher unveröffentlichten (letzten) Titel fügen sich ebenfalls nahtlos in die Glis-Diskografie ein. "Crush" ist hier sehr zu empfehlen, ebenso "Hate You", "Love I So Despise" (was durch die Seize-Sängerin und die Rhythmusspur auch sehr nach Seize klingt), "My Cruelty" (hat gesanglich etwas von Dust Of Basement) und das clubmäßig nochmals gesteigerte "Sunrise". Aber eigentlich gilt hier wieder einmal: Alle anderen Songs bitte auch anhören! PS: Die CD werde ich mit auf jeden Fall als Kauf-CD zulegen, denn der eingefügte "Promotional-Copy"-Text sowie die verfügbare Qualität der Online-Download-Promo wirken beim Dauerhören nicht gerade allzu angenehm.