Gjölls Debüt "Way Through Zero" war ein Aufruf, sein Leben auf seine eigene Art zu leben und sich nicht unterdrücken zu lassen. Der Titel des nun erschienenden Nachfolgealbums impliziert genau das gleiche. "Not To Lead Nor To Follow" ist aber im Gegensatz zum Erstling keine Geschichte über den Weg aus der Unterdrückung heraus, sondern ein hasserfüllter Aufruf unterteilt in sechs Songs gegen jegliche Abhängigkeit, sei sie religiöser, sozialer oder politischer Natur. So wie das Thema, so ist auch die Musik auf "Not To Lead Nor To Follow" ähnlich dem Debüt. Sigurður Harðarson flüstert, spricht und vor allem schreit sich durch das Album, das einem die Haare zu Berge stehen. Die Lyrics sind dabei mal in Isländisch, mal in Englisch gehalten. Was wo gesprochen bzw. geschrieen wird, erkennt man nicht immer auf Anhieb. Musikalisch lassen sich Gjöll eigentlich nur mit sich selbst vergleichen. Dafür hebt sich das Duo Jóhann Eiríksson und Sigurður Harðarson zu sehr vom Rest ab. Natürlich werden auf dem neuen Album auch wieder die Ohren mit besonders hohen Tönen gequält. "Dream Of Plagues" ist insofern gefährlich, als dass der Song sehr verhalten, mit einem dumpfen und schnellen Pulsieren anfängt und sich dann langsam in seine zehn Minuten Spielzeit in Tinitus-Regionen steigert. Die offensichtliche Aggressivität spricht auf bekannte Art und Weise aus Gjölls Zweitwerk. Wie ein metallenes Gewitter drohender Krach, Starkstrombrummen, ambienteske Drones, tiefe Bässe, allerhand Geräusche, Klicken oder das Gefühl, als ob eine Kreissäge sich durch Blech frisst, Gjöll schaffen es immer wieder, Angst, Beklemmung oder eben Aggression hervorzurufen. Im Gegensatz zu "Way Through Zero" erfahren die Songs mehr Veränderungen und wandeln sich im Laufe ihrer Spielzeit. Gjöll haben wieder etwas unvergleichliches auf die Beine gestellt, das nicht nur in ihrer Heimat Island einzigartig sein dürfte. Faszinierend!