Vor einiger Zeit wurde an dieser Stelle das Album "...And The Hallucinations" von Ginger Leigh besprochen. Nach kurzer Zeit war es aus den Augen (Regal eher weiter hinten) und somit aus dem Sinn. Nun meldet sich das Projekt mit "Merchant of Death" zurück und erstaunlicherweise reicht schon der erste Takt, um zu erkennen: Aha, Ginger Leigh. Dieses hall-lastige Industrial-Geräusch sagt schon wieder alles, auch wenn es nicht das typische Merkmal des Vorgängers war. Somit sagt es hoffentlich auch nicht zuviel über die aktuelle Scheibe aus, denn Hoffnung auf neue Dinge ist das Stichwort. Was ist geblieben? Die "besondere" CD-Aufmachung (kein Cover, nur eine auf Folie gedruckte Tracklist samt Webadressen), die wieder etwas eigenwillige Titelnamengestaltung und die akustische Mischung, zu der sich aus jedem Dorf ein Hund gesellen durfte. Im Übergenre des Industrial behütet, macht sich Ginger Leigh wieder daran, diese experimentelle Noise-Industrial-Mischung mit Stilen zu verbinden, die gewagt aber dennoch hörbar sind, da es glücklicherweise vor allem sein Steckenpferd ist und aufgrund der extremen Nischen keine großartigen Nachahmer gibt und geben wird. So hätten wir als dominierendes Element wieder die arabischen bzw. mittel- und fernöstlichen sowie perkussiven Klänge, die trotz der Unterschiedlichkeit jedes einzelnen Tracks meistens integraler Bestandteil sind. Ebenso wie plötzlich auftretende und nervig verzerrte Schreigeräusche. Psychedelic Rock-Fetzen, musikalische Erinnerungen an 70er-Jahre- und Western-Filme sind ebenfalls vorhanden, scheinen aber eher nach dem Zufallsprinzip eingestreut zu sein. Neu ist eigentlich nur, dass die Titel denen des Vorgänger-Albums bis auf drei Ausnahmen nicht gleichen (#3, #7 und #19 sind erneut dabei - ...? - na gut, #7 quasi als "Unterschrift" des Produzenten), sondern eher als CD #2 durchgehen könnten. Eine Veränderung lässt sich nicht erkennen, was angesichts des befremdlichen Musikfeldes auch gar nicht möglich erscheint. Gelegentliche Randerscheinungen wie bspw. "Tea House" sind durchaus auch ein zweites oder drittes Mal hörenswert, aber für den überwiegenden Teil reicht ein Durchlauf (oder keiner: "Black Raindrops") bis zur nötigen Regalschwere aus. Vielleicht schade, aber diese Andersartigkeit der Musik ist dermaßen stimmungsabhängig und daher arg eingeschränkt konsumierbar, dass man sich fast den Wecker für den nächsten Monat stellen sollte, damit die CD nicht ganz in Vergessenheit gerät. Wer den vorletzten Titel "It Might Be Long Before I Return" ernst nimmt, mag sich vielleicht nun freuen, doch ist gerade dieser auch eine hörenswerte Ausnahme durch seine ruhige, fast chillige Atmosphäre, die Ginger Leigh am Ende natürlich auch wieder zerstört.