Ginger Leigh ist ein Ein-Mann-Projekt aus Kalifornien und veröffentlicht seine CDs derzeit immer noch in Eigenregie. Der Grund dürfte höchstwahrscheinlich seine eigene Musik sein, die sehr eigenwillig und experimentell daher kommt. Diese Fremdartigkeit ist allerdings das Markenzeichen dieses Projektes, so dass der etwaige Labelchef in spe sicherlich nur marginalen Einfluss auf die Ideenverarbeitung haben wird. Der musikalischen Elektronik-Seite anhängend verarbeitet Ginger Leigh auch bei der aktuellen Veröffentlichung "And The Hallucinations" quasi alles, was ihm unter die Finger, Ohren oder wo auch immer hin gelangte und vermixt dies unter Zuhilfenahme von Samplern in einen experimentellen Klangbrei, der teils noisig und mit Rhythmus versehen monoton angehauchte Atmosphären schafft, der einen entweder die Stirn runzeln, schnell die Skip-Taste drücken oder einfach nur gebannt dem Titel lauschen lässt. So beginnt das relativ langsame und mit der Zeit immer monotoner werdende "Al-Ironman" mit einem Sample von Black Sabbaths "Ironman", hat aber später arabische Einflüsse, um dann wieder zum "Hauptthema" zurück zu kehren. Anschließend wird es bei "Heavens Eye", wie auch noch häufiger anzutreffen, fernöstlich, wobei die Sounds und Samples teils starken Bearbeitungen unterliegen. Sich repetierende Hillbilly-Klänge mit Noise-Anteil, ferne Gebetsstimmen oder auch menschliche Gespenster-Imitationen sind weitere Bestandteile. Und wenn man zu Beginn denkt, dass es durchaus entspannt mit indischen Klängen die nächsten paar Minuten zugeht ("I'd Rather Want To See"), dann wird diese 'Harmonie' mit 100%iger Sicherheit in Kürze zerstört. Mit einer Rummel-Version geschieht dies bei "The Crippie And The Mime", nur wandelt sich hier alles ins düstere Ambient, durch die dunkle Fläche erschreckend bedrückend und durch den total verzerrten Sample angenehm bedrohlich. Manchmal lädt der Sound anfänglich fast zum entspannten Zuhören ein ("The Fisherman's Hook") aber ein typisches Netzbrummen und der partielle Wechsel des Songs hin zum totalen Noise machen ihn wieder weniger gut verdaulich. "UZBEK77" ist in diesem Zusammenhang der in sich stimmigste und hörbarste Track, frei von Unterbrechungen der monotonen Wiederholungen usbekischer Klänge. 'Trash' in Reinform bietet übrigens auch Titel Nr. 16. Für den Otto Normalhörer ist "And The Hallucinations" garantiert nichts, weil es scheinbar konzeptlos und bunt zusammen gewürfelt alle möglichen Klänge miteinander kombiniert, gut klingende Samples meist nach kurzer Zeit durch Noise zerstört und das oft mit hartnäckiger Sturheit und vielen Wiederholungen. Die 'Halluzinationen', die sich durch Verbindung von Komponisten- und Albumnamen vermutlich eher auf Ginger beziehen, sind es allerdings, die der CD die Intuition anheften könnten, alles wäre so eine Art Traum oder vielleicht auch Film, der durch oder eben gerade durch diese Halluzinationen im Kopf entsteht. Ehrlich gedacht, müssen aber schon ein paar Verwirrungen im Produzentenkopf geherrscht haben, damit dieses Klangkonstrukt entstehen konnte. Wer sich also solch experimentell und eigenwillig angeordnete Ideen zu Gemüte führen möchte, sollte sich auf die links genannte Webseite begeben, denn nur dort sind diese schrägen Töne (bisher) erhältlich. Allen anderen sollte es reichen, sich einen Ginger Leigh-Käufer zu suchen, sich die CD bei ihm/ihr einmal anzuhören und dann wieder nach Hause zu gehen.