Gilles Peterson, seines Zeichen Radiomoderator, DJ, A+R bittet in seiner Sendung auf BBC Radio 1 regelmäßig Bands und Solo-Künstler vor das Mikrofon, um ihnen dort Variationen ihrer Songs zu entlocken. Das ist grundsätzlich nix Neues, und auch nicht, daß diese dann auf CD erscheinen. Im Falle Peterson geschieht dies auch - in Form einer Doppel-CD, die voraussichtlich am 11. November veröffentlicht wird. Spannend an dieser Compilation sind die exklusiven Tracks, unter anderem von N.E.R.D., Beck, The Roots, Zero 7, Amp Fiddler und vielen weiteren. Den Einstieg in die Welt Petersons macht das Heritage Orchestra. Sehr gewagt, wie ich finde, da es sich zum einen um orchestralen Jazz handelt und zum anderen auch gleich noch um das längste Stück auf beiden CD’s zusammen (immerhin 10 Minuten!!). Danach folgen ganz entspannt N.E.R.D., die so richtig Samstag-Vormittag-Frühstückslaune verbreiten. Beck mit „Round the bend“ ist nur von einer Gitarre begleitet, wirkt dabei überraschend ruhig und nachdenklich. Während ein Großteil der Songs die Vier-Minuten-Grenze locker überbietet, macht es Björk lieber kurz. „Who is it“ wird in altbewährter Manier vorgetragen, minimalistische aber effektvolle Sounds gehen in eine wundervolle Symbiose mit der außergewöhnlichen Künstlerinnenstimme. Ohnehin haben es mir einige der Damen auf der Compilation angetan: Beth Gibbons (Portishead), die nun schon seit einigen Jahren auch als Solokünstlerin unterwegs ist, hat mit ??Romance“ ein Stück von ihrem 2002er Album mit Rustin Man beigesteuert. Außerdem hat Gilles, wie auch schon auf einer seiner anderen Zusammenstellungen, Roisin Murphy im Gepäck. Die Moloko-Sängerin überzeugt mit „Sow into you“. Neuentdeckt habe ich Roots Manuva, die mir bis dato nicht weiter bekannt waren. Hier gefiel mir besonders der Einsatz des Klaviers, was den Sounds in Richtung R&B eine besondere Note verleiht. Aber auch Künstler wie Zero 7, Dwele oder Jamie Cullum, der eine Version von „Frontin“ beisteuert, haben ihren Reiz. Insgesamt bieten die CD’s einen tollen Überblick über die letzten fünf Jahre BBC Sessions mit Gilles Peterson. Wäre zu wünschen, daß bei der regulären CD im Booklet wenigstens vermerkt ist, wann die Stücke aufgenommen worden sind. Neben der Klasse, besticht auch die Masse. Immerhin bietet die Doppel-CD 27 Titel, die von leicht jazzigen über popigen bis hin zu soullastigen Sounds reichen. Allerdings habe ich auch nach mehrmaligem Hören den Eindruck, daß es ein wenig zu viel des Guten ist. Dadurch daß sich soulige Grooves und akustischer Hip Hop die Klinke in die Hand geben, auf elektronische Sounds treffen oder mal nur die Gitarre da lassen, fiel es mir eher schwer, mich auf die einzelnen Stilrichtungen einzulassen. Trotzdem sind die Sessions im guten Mittelfeld, und das war ja bestimmt auch noch längst nicht alles, was Gilles Peterson im Geheimschränkchen hat.