Die Medien betiteln Konstantin Gropper als Wunderkind, die Presse beschert ‚Get well Soon’ diverse ‚Platte des Monats’-Credits und die INTRO-Kollegen meinen schon in der ersten Januarhälfte dem Konzert 2008 beigewohnt zu haben. Einen solchen Hype bekommen doch sonst nur die Engländer an den Start! Zuletzt bedingt berechtigt bei den Arctic Monkeys vorher komplett unverständlich bei den Libertines… Insofern machen sich gemischte Gefühle breit wenn man eine solche Platte in den Händen hält. Hört man diese dann noch das erste Mal zum Einschlafen auf einem schlechten Radio-Wecker ergeben sich mit den automatisch vorhandenen Vorurteilen kräftige Irritationen. Eine Brummstimme und osteuropäische Trauertrompeten, das muss nun wirklich nicht sein, oder doch? Eine weitere Chance auf dem mp3-Player; irgendwas muss doch dran sein! Und siehe da, eine neue detailreiche Welt vielschichtiger kleiner Epen tut sich auf. Der Gesang zwischen Whiskey-getränkter Glückseligkeit und Thom Yorke Kopfstimme wirft kleine Fangarme aus, die sich in das willige Gewebe der Gehörgänge bohren um dort einen der vorderen Plätze der Musikschätze des noch so frischen Jahres einzunehmen. Gitarre und klickernde Sounds in ‚I sold my hands…’ erinnern ein wenig an das Konzept von The Notwist, dann wieder hört man Parallelen in ‚Christmas in Adventure Parks’ zu den Flaming Lips. Auch eine Coverversion hat sich unter die vierzehn Songs geschlichen: ‚Born Slippy Nuxx’, genau, die Underworld Techno-Hymne schlägt ziemlich akustisch aber nicht balladesk ins Gewicht und lässt sich so hervorragend anhören. Die hier fehlende vordergründige Elektronik findet man spätestens drei Songs später in ‚Ticktack goes my automatic Heart’ mit Computerstimme, Blips und Blops natürlich wieder mit Gitarre begleitet. Zusammengefasst: hier gibt’s so ziemlich alles was der synthetisch-gestützte Indie-Pop-Rock-Bereich so zu bieten hat; und zwar gut umgesetzt mit Ergebnissen zwischen Musikbox-Easy-Listening und Balkan-Brass-Trauermärschen. Auch wenn ich jetzt, selbst wenn es mir biologisch möglich wäre, kein Kind von Groppert haben wollte und auch Kate Moss diesbezüglich wahrscheinlich noch nicht an die Tür geklopft hat, muss man vor dem fünfundzwanzigjährigen Multiinstrumentalisten und Sänger den Hut ziehen. Ein Debüt, das sich sehen lässt und auf mehr Lebens- und Musikerfahrung schließen lässt, als in ein Vierteljahrhundert eigentlich angesammelt werden kann. Mit Get Well Soon könnte Deutschland auch in der internationalen Szene mal wieder punkten…