Depressive Suicidal Black Metal – das war eine ganze Weile heftig en vogue in der Szene und neben dem französischen und natürlich skandinavischen Raum etablierte sich gerade Australien als Lieferant qualitativ durchaus hochwertiger Bands dieser Spielart. Zusammen mit Woods of Desolation sind es wohl insbesondere Austere, die für diesen guten Ruf sorgten. Und nach deren Auflösung konnte und wollte Drummer Tim „Sorrow“ Yatras nicht aufhören und sorgt mit nunmehr drei Projekten, namentlich Autumn’s Dawn, Inclemency und eben Germ, für immer neues Genrefutter. Wie in einem Fiebertraum treiben mich die sich hypnotisch wiederholenden Riffs, das abgründige Kreischen und die voranpreschenden Drums tiefer in eine fiebrige Sommerstagnation. Ich werde von außen gekocht und akustisch zermürbt. Und... ich liebe es. Nach einem belanglosen Pling-Pling-Keyboard-Intro wirkten die ersten beiden Songs wie Balsam für meine Nerven, die in diesen Tagen vom allzu guten Wetter und darüber viel zu glücklichen Menschen arg strapaziert waren. Endlich wieder fauchende Finsternis - so hab ichs gerne. Dass Yatras, aber auch anders kann beweist er dann im Mittelteil des dritten Germ Albums. Leider, wie ich meine. Denn kündigt bereits der dritte Song „I`ll give myself to the wind“ mit gesprochenen Worten etwas stimmliche Variationen an, so macht „Under crimson skies“ keine Gefangenen und Yatras malträtiert mit herzerweichend schiefem und gequälten Cleangesang das Mikro und meine Nerven. Gleichzeitig wirkt das Geschehen im Hintergrund auch ruhiger und setzt mehr auf epische Dramatik als auch treibende Verzweiflung. Ugh, nicht oft stößt mir ein neues Element im Albumverlauf so auf. Das folgende Zwischenspiel „V“ stößt nicht auf, doch frage ich mich, ob die Black Metal Welt wirklich noch ein weiteres Duett von Pianoklimperei und Wasserplätschern braucht. Mein Tipp: Nein. Also schnell weiter zu „The old dead tree“ (solide) und dem starken „With the death of a blossoming flower“, bei dem der musikalische Wandel hin zu einer getragenen Astralreise eine gelungene Abwechslung darstellt. „Closer“ ist musikalisch ein typisch episches Abschlussstück im Mid-Tempo, dessen Gesangslinie Yatras Stimme deutlich mehr entgegenkommt und der Cleangesang dadurch erträglich bleibt. Aber echte Blumentöpfe gibt es hierfür nicht. Mmh, wirklich zufrieden bin ich nicht. Auch der x-te Durchlauf stößt mir an den immergleichen Stellen auf. Positiv betrachtet sorgt Yatras mit seinen musikalischen und gesanglichen Variationen für deutlich mehr Abwechslung, als man auf Alben anderer Vertreter im Depressive Suicidal Black Metal erhoffen kann. Doch kaum eine der Variationen kann mich begeistern, seine Keyboardarbeit ist schwach, der Cleangesang wirklich nicht schön anzuhören und die Qualität steigt deutlich, wenn er in drei Songs auf Standard setzt. Diese drei Stücke sind hingegen ein Fest für Freunde des Genres.... weswegen ich zumindest zu einem Probelauf rate.