Zwar nicht gerade aus der Asservatenkammer oder dem Giftschrank entnommen, aber zumindest aus dem noch nicht besprochenen Album-Stapel des großen MK-Regals entlehnt, ist jetzt auch an der Zeit, die Musik der Hanauer von Gates of Dawn zu besprechen. Mit „Parasite“ legen bzw. legten sie bereits ihr zweites Album vor. Die geöffnete Schublade "Electro Gothic-Rock" dürfte den Bandmitgliedern, hoffe ich, nicht gerade vor den Kopf stoßen. Denn das vorgelegte Mischungsverhältnis aus Elektronik und Gitarrenarbeit sowie den daraus resultierenden Stimmungen erinnert doch z.B. stark an die alten Hamburger Indie-Größen Girls Under Glass, die in sehr ähnlichen musikalischen Gewässern fischen und eben auch eine sehr verwandte Schublade bewohnen. Soviel zur musikalischen Referenzwegmarke. Den gesamten Longplayer durchzieht ein stimmige und oftmals sehr angenehme düstere Melancholie, die – dem Teufel sei Dank- an keiner Stelle in bitter-süße Grufti-Klischees abzudriften weiß. Abgerundet werden die recht professionell gezeichneten Stimmungsbilder fast auf jedem Track durch das Zwischenspiel von männlichem Düster-Gesang und ergänzenden weiblich vibrierenden Stimmbändern. Werfen sich beide Parts während der Strophen noch abwechselnd die Bälle zu, treffen sich die singenden Geschlechter während der Refrains fast immer in wohliger Zweisamkeit. Und auf stark emotionalisierende Refrains – man merkt es deutlich – wurde ganz besonders großer Wert gelegt. Jedoch funzt dieser unisono vorgetragene Teil der Tracks leider nicht durchgehend. Zusätzlich vermisst man des öfteren (noch) das letzte Quentchen Biss bzw. das musikalische Auf-den-Punkt-Kommen. Trotz der recht ordentlich schneidenden Riffs, wirklich gelungener Arrangements und wärmender Balladen, die sich im Tracklistig interessant mit clubträchtigen Melancholie-Nummern abwechseln. Dennoch ist „Parasite“ durchaus ein sehr gelungenes Album, das einem die ruhige Gewissheit verleiht, dass da draußen immer noch stark talentierte deutsche Bands im gothischen Alternative-Bereich zu Werke gehen, die eben nicht mit ihrem melancholischen Antrieben klischeehaft hausieren gehen. Sondern einfach das tun, was sie am besten können, um sich auszudrücken: interessante Musik machen. Man darf sicherlich gespannt auf das dritte Werk sein.