Schon ein paar Tage auf dem Buckel hat er, der erste Output von Gates of Dawn namens „Into The White Light“. Höchste Zeit also, sich näher mit der hessischen Formation zu befassen. Einige erinnern sich sicherlich an die Gothrocker Anubis (mit –s am Ende!), die noch 2003 mit ihrem Album „Reflections“ positive Kritiken einfuhren, danach aber in der Versenkung verschwanden. Drei Bandmitglieder, Sebastian Kraus (Gitarre), Christoph Sarrach (Baß) und Matthias Abel (Keyboards) beschlossen nach dem Split, weiterhin zusammen Musik zu machen, experimentierten ein bißchen in elektronischeren Gewässern herum und wandten sich 2005 schließlich wieder dem gitarrendominierten Genre zu, sprich, sie suchten Mitglieder für eine Band, die ihre Wurzeln irgendwo zwischen Gothic, Glamrock und Metal sieht. Herausgekommen ist ein Sextett, bestehend aus zwei Gitarren, Baß, Keyboard, Schlagzeug und Frontmann Steven Sader. Wer bei diesem Namen jetzt stutzt, der hat vielleicht CryptCha’s Debut „Sorrows Away“ im Kopf. Richtig – genau der gleiche Sänger steuert dort die männlichen Vocals bei. Doch nun genug History, kommen wir zum Wesentlichen, zur Musik. Wie gesagt, das Album bewegt sich irgendwo zwischen Gothrock und Metal und bedient sich dabei spielerisch beider Stilrichtungen. So startet der Opener „The Fugitive“ gotisch-düster mit Uhrenticken und geflüsterten Stimmen, bevor die Gitarren, verhalten noch, losbrechen und den Song zu einer ausbalancierten, schweren Gothic-Hymne werden lassen. Auch das atmosphärisch beginnende „We are“ schlägt mit seinem zunächst getragenen Tempo und den tiefen Riffs in die selbe Kerbe, später allerdings aufgelöst durch hellere Töne. Bei „Hollow Prosthesis“ wagen sich sogar die sonst sehr dezent eingesetzten Synthesizer ein wenig mehr in den Vordergrund und sorgen mit stakkatoartiger Begleitung für eine innovative Note. Ganz anders dagegen kommen Tracks wie „Via Dolorosa“ oder „Mystify“ daher. Sie würden mit ihren typischen Metalstrukturen und dem energiegeladenen Rhythmus durchaus in einen aufgeschlossenen Rockstadel passen und könnten da manchen Kuttenträger zum Mitwippen veranlassen, wenn, ja wenn Sader’s Vocals nicht ganz so klagend wären. Hier liegt der Knackpunkt. Diese Stimme, die durchaus ihre unverwechselbaren Stärken hat, ist nicht jedermann’s Sache. So sehr ich mich auch bemüht habe, ich werde mit dem Sänger nicht warm. War ich bei „The Fugitive“ zuerst positiv überrascht von der ungewöhnlichen männlichen Altstimme, die dort zu noch einen interessanten Kontrast zu den Gitarren und dem Background von Gastsängerin und CryptCha-Kollegin Tyrae bildet, greife ich spätestens bei „Hungry Flight“ und „Never Again“ entnervt zur Fernbedienung mit der Skip-Taste. Allzu gleichförmig, um nicht zu sagen penetrant, wirkt die hohe Tonlage und läßt das Album über die ganze Länge beinahe zur Zerreißprobe werden. Unverdienterweise eigentlich, denn das Songwriting besticht durch Abwechslung und Ideenreichtum. Die Produktion überzeugt ebenfalls und zeigt, daß bei Gates of Dawn keine Anfänger am Werk sind. Trotzdem empfehle ich jedem interessierten Hörer, sich vor dem Kauf mit dem Gesang, der – und da bin ich mir ganz sicher - seine Liebhaber findet, zu befassen.