Eric Rogers Universum ist kollabiert und das in zweierlei Hinsicht. Mit seinem letzen Album "Aucassin Et Nicolette" und dem gleichzeitigen Wechsel zu Auerbach Tonträger bzw. Prophecy Productions zeigten sich erste einschneidende Veränderungen. Eric schlug für seine Musik einen subtileren Pfad ein und komponierte ein Konzeptalbum, das sich mit einem gleichnamigen literarischen Werk aus der Zeit um 1225-1250 beschäftigte. Urplötzlich verlor Gaë Bolg etwas von dem bisher immer vorhandenen Augenzwinkern und der schelmischen Ader. Auch wenn die Musik auf "Aucassin Et Nicolette" noch sehr zusammengewürfelt klang, so zeigte sich doch, dass der nachdenkliche und ernste Grundton sehr gut zu Gaë Bolg passte. Mit dem nun veröffentlichten "Requiem" wird Gaë Bolg neu definiert. Immer noch unverkennbar Gaë Bolg und doch so anders. Der zweite Urknall von Eric Rogers Universum. Er erschuf dieses Mal wirklich ein einheitliches Album, das etwas die gewohnte Sperrigkeit vermissen lässt, dafür aber umso schwermütiger klingt. Diese neue Ausrichtung und der neue Fokus sind im ersten Urknall begründet, der eigentlich ein Kollaps war, denn Eric Roger verlor in den letzten drei Jahren viele Verwandte und Freunde und widmet ihnen dieses Album. Diese schmerzhaften Erfahrungen mit dem Unausweichlichen, der letzten und einschneidensten Erfahrung in unserem Leben ließ Eric Roger ein Album erschaffen, das schöner, trauriger und zugleich persönlicher nicht sein könnte. Mit dieser Huldigung und Totenmesse ehrt Eric die Verstorbenen verarbeitet seine Traue. "Requiem" pendelt zwischen Gänsehaut und Wehmut, zwischen Schlichtheit und Bombast. So steigert sich der Kanongesang von "Dies Irae" erst mit Paukenschlägen und später mit Streichern und zusätzlichen Gesängen, während das folgende "Lacrymosa" mit Flöte und E-Gitarre erst einmal sanft beginnt. Nachträglich kommen wieder die Streicher, zusätzlicher Gesang, Klavier und Trompete dazu, wobei immer mal wieder eines der Instrumente die Führung des Liedes übernimmt. Rein mit Chor und Orgelmusik sorgt der "Choral I" für feuchte Augen und Melancholie. Durch den verstärkten Hall klingt das Stück so, als ob es direkt in einer Kirche aufgenommen wurde, was den sakralen Charakter des Stückes noch verstärkt. "March Au Tombeau" klingt wieder mehr nach Fanfaren und, wie der Name schon sagt, Marschmusik. Schließlich dominiert hier Erics Leibinstrument, die Trompete, die gekonnt für Rhythmus und Melodie sorgt, bevor der "Choral II" einen wieder in die Depression ziehen möchte. "Hymne" klingt wie ein klassisches Bläserkonzert mit Gesang, das mit seiner getragenen Melodie trauriger nicht wirken könnte. Ebenfalls sehr klassisch klingt "La Flamme S’Eteint, Une Vie Renait", das mit Spinett und verschiedenen Sologesängen einen barocken Unterton bekommt. Dem entgegen etwas verrückter wartet "Di Me Tuentur, Dis Musa Cordi Est" auf, das mit Streichern und Gesang, sowie Flöte und Pauke zwischen Hell und Dunkel schwankt. Der "Totentanz" geht noch weiter und lädt zum Tanzbein schwingen ein. Trotz dieser abgründigen Heiterkeit und vor allem durch den überbetont harten französischen Gesang ist es eines der überragendsten Stücke auf "Requiem". Die Harfe bei "Agnus Die" täuscht nur anfangs Verträumtheit vor, ehe mit dem einsetzenden Gesang die Melancholie wieder Einzug hält. Den Reigen schließt das hauptsächlich mit Klavier, Flöte und Trompete eingespielte "Pandemonium" und hinterlässt einen verzweifelten und zugleich verzauberten Hörer. Nach dem Hören von "Requiem" weiß man, wie sehr Eric Roger diese Tode in seinem persönlichen Umfeld zugesetzt haben müssen. Ein überragendes Album eines überragenden Künstlers, der zu Recht Sol Invictus aufgegeben hat. Ebenfalls aufgegeben hat Gaë Bolg den Zusatz The Church Of Fand, was nicht am Labelwechsel, sondern eher an der neuen thematischen Ausrichtung liegen dürfte. Dennoch lassen sich viele Parallelen zu alten Alben wie etwa "Tintagel" ziehen. So dürften alte Fans und neue Entdecker gleichermaßen begeistert sein. Ein Album, das man unbedingt gehört haben muss. Einzigartig in seiner Art und unübertroffen in seiner Wirkung!