LIVE-Review: Frozen Plasma: „Dekadenz“ Immer mal wieder etwas Neues beim Medienkonverter. Anlässlich des von großen Teilen unserer Leserschaft mit viel Vorfreude erwarteten neuen Albums von Frozen Plasma, gibt es die Höreindrücke in nachfolgender Rezension ungekürzt „as they happen“, nachzulesen im nun folgenden Liveblog. Kaffee ist gekocht, die Ohren empfangsbereit - auf geht es! 1. Age After Age Der erste Song einer Full-Time CD ist neuerdings ja meistens entweder ein instrumentales Intro oder der Megahit schlechthin. Hm, zwei Minuten ohne Gesang, das scheint tatsächlich erstmal ein lockeres Gedudel zum Aufwärmen zu sein. Huch, jetzt setzen die Vocals ein! „Life after Life and Age after Age lalala“ - das ist ein eingängiger Einstieg. Kein neuer Hit, aber ok. Vor dem ersten Chorus ist Trance angesagt. Wie hieß nochmal der Klassiker vom One Hit Wonder Robert Miles? „Children“ glaube ich. Da werden Erinnerungen wach. Was habe ich das Lied damals gehasst! Ganz so schlimm ist das hier aber nicht. 2. Foolish Dreams Getragene Flächen zu Beginn, ein unaufdringlicher Rhythmus, eher im Hintergrund. Vielversprechend. Die Vocals rücken in den Vordergrund, das ist nett. Wenn jetzt der Refrain was kann, dann helau! Im ersten Durchlauf bleibt der nicht unbedingt hängen, aber kommt bestimmt nochmal, hehe. Jetzt die zweite Strophe… „the perfect rendez-vous“. „Perfect“ wäre nicht meine Beschreibung des Songs, aber die etwas komplexere Gesangsstruktur im Vergleich zum Opener ist ein Pluspunkt. Schön. Fade-Out? Blöd, hoffentlich eine Ausnahme. 3. Crazy Oh, VNV Nation-Computer Drums? Nach 30 Sekunden dann eine typische Future-Pop-Melodie…. Jetzt singt Felix Marc wieder… „My Body is my wonderland, let me guide you with my hand“ - DAS ist garantiert nicht VNV Nation. Die würden wahrscheinlich eher vom Verfall diverser Körper, der ganzen Welt oder zumindest der Moral singen. Hier steht wohl eher Lebensbejahung im Zentrum: „Make me crazy! Electricity shocks!“ Achten wir lieber auf die Melodie und die weiß zu gefallen, stark! Oh, weiblicher Sprechgesang in französischer Sprache. Très sexy sound, das zumindest die kompositorische Absicht von Vasi Vallis. 4. Rain Ersteindruck: Mischung aus allen drei vorherigen Songs. Zweiter Eindruck: Der erste Eindruck verfestigt sich. Hier wird wieder mehr Wert auf die instrumentalen Spielereien gelegt. Und yes! Robert Miles auch wieder am Start! Oder vielmehr „Oh No!“ 2:18, jetzt müsste langsam der Chorus kommen. Ah, da isser….Bei aller Liebe, das ist leider ziemlich belanglos, bisschen Depri-Lyrics zur Abwechslung. Ich bleibe dabei, das ist ein Mix aus den bislang gehörten Sounds. 6:30 Minuten dauert das Ganze, da hätte man besser mit den „Foolish Dreams“ in Verlängerung gehen sollen. 5. Maniac Es geht gleich mit dem Gesang los! „She has the look of a maniac“ ist das eröffnende Motto des Songs. Kommt weniger harmonisch daher, die Drums changieren zwischen Industrial und Dark Electro. Aber Felix Marc kann einfach nicht aggressiv singen - ein schöner Kontrast zwischen Vocals und Instrumentierung wird deutlich. Auf jeden Fall in dieser Form eine neue Seite des Duos. Ist jetzt kein Oberburner, aber lässt aufhorchen. Dieses Lied ist geradezu prädestiniert für einen Remix des Vallis-Solopojekts „Reaper“. 6. Faith Over Fear Der Titel verspricht erneut Mutmacherlyrics. „I have been trying to get out of here…“ singt Felix. Wetten, dass es ihm gelungen ist? Hach, ich liebe diese harmonischen Keyboardakkorde, klasse! Gesanglich ist das bis dato die beste Leistung auf dem Album, könnte in dieser Form auch auf dem hoffentlich bald erscheinenden dritten Album von Felix Marc platziert sein. Für Track 6 gilt: Pop beats Future-Pop! 7. Living On Video Nach soviel Pop wäre es an der Zeit für Experimentelleres. Tatsächlich, ein flotter Backing Track, höre ich da ein wenig „NDW“ meets „Welle:Erdball“ meets „Mind.In.A.Box“ heraus? Kennt jemand Tobias Bernstrupp? Dessen androgyne Italo-Disco Musik, garniert mit moderneren Einflüssen, ist exakt das, was Frozen Plasma hier aufs Parkett zaubern. Irgendwoher kenne ich diese fiepsigen Soundeffekte…egal. Ist ganz cool. Gibt einen Smiley —> :) 8. Haunting Memories Garantiert eine Ballade, oder? Warten wir ab. Das Intro gibt erste Hinweise, maximal Mid-Tempo mit Radioappeal. Singt da immer noch Felix? Hört sich nicht so an. Google muss weiterhelfen. Die Vermutung täuscht nicht, „feat. Vasi Vallis“ listet zumindest Amazon im MP3-Shop. Komisch, denn Vasi Vallis ist doch ohnehin tragende Säule der Band. Das berühmt-berüchtigte „featuring“ wird normalerweise nur bei extern hinzugezogenen Gästen bemüht. Huch, das ging schnell, der Song ist vorbei. Eine Ballade ohne Biss, aber mit dem Beweis, dass auch die zweite Plasma-Hälfte singen kann. 9. Over and Out Klassisch anmutender Beginn, ist das jetzt die Ballade 2.0? Ui, das ist wirklich sehr getragen, durchaus anspruchsvoll komponiert, schöne Streicher im Background. Ist dies das vergessene Outro des Pet Shop Boys-Opus „Elysium“? Jetzt auch noch ein orchestraler Break im Mittelteil. Das erste Instrumental der Platte bleibt nicht nachhaltig hängen, hat aber ganz sicher seine Berechtigung. Eine echte Überraschung! Allerdings müsste das Tempo mal wieder angezogen werden… 10. Saving This Moment Gesang und Piano… Songübergreifend schon 5 Minuten ohne jeglichen Future-Pop Alarm! „Was da los?“ könnte die jüngere Generation fragen. Wer vom Teufel spricht, da ist er zurück der Frozen Plasma -Trademark Sound! Pünktlich zum Refrain setzt der Stakkatogesang ein und man fühlt sich heimisch im dekadenten Synthkosmos. Aber ich habe den Eindruck, das Lied weiß nicht, wohin es will. Keine Sternstunde des Albums. 11. Crash Auch hier eine spontane Assoziation, basierend auf dem Titel - Prognose „Up-Tempo“-Nummer. Das Rhythmusgerüst ist nicht wirklich spektakulär, der Chorus hebt sich kaum von der Strophe ab. „Hello, Hello, it is me against tomorrow, it is my life in your hands, it is your world in my plans“, der bis dato mit Abstand philosophischste Part der CD. 12. Stare at the Moon Wurde der Track während der partiellen Sonnenfinsternis im März geschrieben? Dürfte zeitlich sicher etwas knapp bemessen sein, das Schauspiel war nach einer Stunde bereits Geschichte. Schöner, druckvoller Song, ohne die Grenze zur stupiden Ballerei zu überschreiten. Der Break nach 02:15 Minuten verstört…aber eigentlich nicht selten bei Frozen Plasma. Toller instrumentaler Wiedereinstieg…aber warum wird die Musik plötzlich leiser? Liegt es an meinem Stereo-Equipment oder an der Produktion? Hoffen wir mal Ersteres und konstatieren eine qualitative Steigerung nach zwischenzeitlicher Langeweile. „Stare at the moon“ knüpft an die Hitqualitäten von „Foolish Dreams“ und „Crazy“ an. 13. Herz Das gab es glaube ich schon als Vorabsingle. Ging irgendwie an mir vorbei. Also der deutsche Text wirkt seltsam, passt nicht zur Stimme von Felix Marc, tut mir leid. Dabei ist die Melodie sehr eingängig und hätte Hitpotenzial. Muss gleich mal in Erfahrung bringen, ob es eine englische Version gibt, ähnlich wie bei „Tanz die Revolution“ vom letzten Album. „Ich spiel mit dir so lang ich will und dann werf ich dich weg“ - ist das ein böser Text. Passt nicht zum freundlichen Image der Band. Jetzt wünsche ich mir eine russische Version, dann würde ich den Text auf gar keinen Fall verstehen. ;) „Ich glaub ich explodier, mein Liebeselixier“. Bei „Crazy“ waren es Electroschocks, jetzt muss ein Liebeselixier daran glauben. Ich brauche jetzt etwas zur Entspannung… 14. Saving The Moment (Orchestral Version) Eine schöne Idee… oh, aber leider nach 1:30 Minuten bereits vorbei. Arbeitsauftrag an Frozen Plasma: „Herz“ auf russisch einsingen und „Saving the Moment“ in einer „Extended Orchestral Version“ aufnehmen! Dann bin ich happy! Bis dahin gibt es 4 Punkte für ein gutes Album, das im Mittelteil ein paar Schwächen aufweist, die zahlreichen Fans der Band jedoch garantiert nicht enttäuschen wird.