Getagged als Dark Ambient, Dark Electro, Industrial, Electronic und Experimental ist das Projekt Frontier Guards aus dem tschechischen Brno ein weiterer würdiger Vertreter derer, die sich an anschicken, mit wuchtig düsterer Ambient-Mucke den (deutschen) Musiknischenmarkt unsicher zu machen. Als Einmannprojekt getarnt gesellt sich zum Mann für Musik und Vocals Martin Pavlik live der Bilder-Verantworliche Tom Galle. Wie schon bei Anhedonia mit dem "Kopfkino" in Verbindung gebracht, funktioniert diese Musik in Form des Albums "Predestination" gepaart mit visueller Beigabe garantiert, doch schon das gezielte Zuhören an sich verspricht ein mehr als einstündiges besinnliches elektronisches Musikfest für die Ohren. Ganz gemächlich startet "Menace" so langsam und schwerfällig, dass schon Schlimmes befürchtet werden muss (in Form von montoner Kaltambientlangeweile), doch bereits innerhalb dieses Tracks vollzieht sich der Wandel zu vertracketem Pepp mit Techno-Attitüde. Als Opener ist "Menace" ein gelungenes Aushängeschild für den Rest des Albums, was "Visitors" in bester Dark-Ambient-Manier ziemlich übersichtlich weiterführt. Hier ist einfach nur Zuhören angesagt, wenn klug arrangierte Geräuschkulissen mit diversen Sprachsample-Anteilen ihre eigene bzw. die von Frontier Guards geschaffene digitale Welt der unsrigen zugänglich machen und uns quasi durch das akustische Portal hineinsaugen. So, wie sich die Schwerkraft partiell einfach auflöst - "Screaming" - (aber mit Blick nach unten auf den Absturz gerichtet), so bodenständig, lichtlos und trübe zerrt "Betrayed By Light" den Electro-Genießer unmittelbar im Anschluss in die andere Richtung am Boden entlang. Diese Stimmungen wechseln Track by Track und auch innerhalb dieser, sorgen daher nie für Langweile, weil immer eine gewisse Unbestimmtheit über den Ausgang des Titels herrscht. Melodisch irdische Aufheller (Piano-Einwürfe) mit lässig-wabernden Midtempo-Bass-Raspeln und etwas Kraftwerk-Music-Non-Stop-Erinnerungssound im Hintergrund machen den Titeltrack "Predestination" zum Highlight der CD, wie eigentlich auch den nächsten Track "Transcendental Experiment", der sich mit heftigem Beatgetrommel fast schon in Richtung Zwölf schiebt. Aber letztlich und praktisch ist das Album ein echtes Gesamtwerk, was sich locker in einem Rutsch durchhören lässt, wenn die passende Stimmung und wirklich auch genügend Zeit dafür vorhanden ist; sonst fehlt der Zugang. Lauschtüten auf, Licht auf dunkel stellen und dazu ein Weinchen, wenn vorher wenig gegessen wurde - so sind keine Visuals mehr nötig. Die Remixes runden die CD gut ab, sind eine wirkliche Empfehlung der Kollegen aus dem griechischen und tschechischen Fragile Beats- und IDM-Umfeld und eine glanzvolle Beigabe, um die CD-Laufzeit auf knapp 67 Minuten hochzuschrauben. Hut ab vor dieser Meisterleistung klanglicher Komplexität, die zwar nur stimmungsabhängig zu wahrer Größe ausufern kann, dann aber auch keinen Platz für andere Gedanken zulässt.