Wenn meine Großmutter das damals doch einfach anders angestellt hätte – statt mir die schönsten Momente des Mutantenstadls zu präsentieren und über meine Aussätzigenmusik zu fluchen hätte sie mir einfach den Zauber zeigen müssen, den Volksmusik doch verbreiten kann. Heute, Jahre später, höre ich gerne Folk, genieße Sturmpercht und habe mich nun endgültig in Fräkmündt verliebt. Was der Sechser auf „Landlieder &Frömländler“ zu bieten hat beschreibt Neuheimat Auerbach/Prophecy als „eine ureigene Melange aus neu interpretierten traditionellen schweizer Volksliedern, Neukompositionen und von Sagen und Legenden aus der Innerschweiz inspirierten Stücken, die allesamt authentisch in regionaltypischem Schweizerdeutsch vorgetragen werden“. Und was soll ich sagen: sie machen das verdammt schön. Beginnt das Album mit einem Jauchzen, das durch die Täler schallt und meine Frau verschreckt (mit dem Jetzt-isses-wirklich-soweit-Blick) aufschauen lässt macht „Klarydä“ eines klar: das nimmt ein gutes Ende. Ausgelassen vorantreibender Folk mit Akustikgitarre, Akkordeon, Bass und für NeoFolk typischen Gesang (eher authentisch als perfekt) – das ist schon einmal gut. Noch besser sind die schöne Melodie und der angenehme Verlauf. Ganz besonders macht es das Schlagzeug, das eher zu einer Metallband zu gehören scheint. „Pfaffechäileri“ stellt den weiblichen Gesangspart vor und ich zücke bereits die Kaufen-kaufen-kaufen-Bewertung. Ausgelassener, ehrlicher und nicht immer schöner Gesang machen das tolle Stück noch besser. Es folgen Geschichtenerzählungen und Hüttenzauber, Walzer und Saufkumpanengaudi und ich erkenne mich kaum wieder, denn mir gefällt das Gebotene, auch wenn das Niveau der ersten beiden Tracks nicht auf Albumlänge gehalten wird. Fräkmündt sind in ihrem Tun vor allem eines: ehrlich. Das Album könnte an einem geselligen Abend entstanden sein. Man pfeift auf perfekten Gesang zugunsten einer ausgelassenen Spontanität, der bereits bei Sturmpercht beliebte selbstironische Hinterwäldlerumor dringt hier auch immer wieder durch. Mit „D'züüsler“ kommt gegen Ende noch eine herzerweichende Folk-Pop-Nummer daher und wenn „Wieso semmer eso“ ausklingt ist man entweder Fan oder man sucht schnell nach anderer Kost. Denn Fräkmündt holen jede Menge Abwechslung, Spannung, Spaß und Liebe zum Sound aus der Volksmusik heraus und der Hörer wird nur scheitern, wenn er den Stil ansich nicht lieben lernen kann oder will.