Konsequent inkonsequent was textlichen Inhalt und musikalische Umsetzung der beiden Songs ‚Fred Rapid’ und ‚Ich Or Die’ betrifft stellt sich Fred Rapid dar. Fred heißt im wirklichen Leben Fröse und ist zusammen mit Ingo Petraschewski Labelchef von Haute Areal, ein Label das uns mit ‚MIT’ und ‚Werle und Stankowski’, um nur zwei Künstler zu nennen, kleine Revolutionen in Plastik verkauft hat. Es fiepst, plockert und quietscht so wild, dass man sich fast gar nicht auf die dadaistisch-reduzierten Textfragmente konzentrieren kann. ‚Ich brauch mehr Platz für meine Art’ singt Fred und meint das auch so. Plötzlich fühlt man sich sound-technisch in ein pixeliges C64-Spiel wieder und die Textzeile ‚Es gibt Bessere und es gibt mich, dein Blickwinkel verändert sich.’ bekommt eine ganz andere Bedeutung. Die Erleuchtung darf man nicht in den Texten suchen, sondern eher den Spaß an Wortspielen, die man akzeptiert und grübelnd verschlingt. ‚Ich or Die’ startet mit einer Beatsalve die abrupt nach vier Takten in den zweiten Gang heruntergeschaltet wird und mit neuen, überraschenden Weisheiten überrascht: ‚Ab sofort bin ich Eisregen in der Innenstadt in Köln am Samstagvormittag. Ich bin der Schneesturm den man Blizzard nennt, die Katze die vor dein Auto rennt.’ A-ha! denkt man. Das ist ja interessant! Was mag der Künstler sich wohl dabei gedacht haben. Und noch während man diesen Gedanken versucht abzuschließen, wird’s noch wilder im *ähem* angetäuschten Refrain, in dem es ums Abkratzen, Hunde, Katzen (reim dich oder ich schlag dich) und vor allem Eisenschrauben geht (!?). Veröffentlicht wird die Musik als T-Shirt mit künstlerisch aufgebrachtem mp3-Download-Code. Das passt wie die Faust ins Spackengesicht! Fragt man sich: warum geht dieser Hirnbrei genauso auf, wie er das eben tut? Eine Antwort weiß ich bis heute nicht und trotzdem zieh ich mir das abstrakt-naive Song-Duo jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal rein. Urbane Chaos-Poesie mit schmerzbefreitem Midtempo-Musik-Patchwork. Ich liebe es, denn vernünftig hat man so oft! ‚Da war die Musik, da war der Beat, doch vor allem Fred Rapid!’ Fünf Punkte schon allein für die von keinem Zen-Master zu toppende Erkenntnis ‚Man muss sehen wo man bleibt, aber stets mit Esprit’.