Das Ziel von Franz Ferdinand war es, dass die Menschen beim Hören des Namens, erst an die Band, und erst danach an den historischen Franz Ferdinand denken. Das hat auch geklappt – dafür Respekt. Stellt sich nur die Frage, für wie lange. Die letzten Jahre wahren fette Jahre für die Indie-Rock-Szene. Überall kamen sie hervor geschossen, benannten sich nach Fußballvereinen oder setzten in kreativer Höchstform ein „The“ vor den belanglosen Namen. Doch bei aller Euphorie muss jedem klar gewesen sein, dass solche Hypes nur so lange funktionieren, bis die Plattenindustrie die Kuh gänzlich gemolken hat. Zum Glück gibt es Bands, die das durchschauen und sich gar nicht erst Trends anbiedern, sondern eigene gestalten. Mando Diao oder The Killers zum Beispiel, die schon früh die neue alte Liebe zum Discosound wiederentdeckten. Da können Franz Ferdinand nicht fehlen. Doch Trends hinterher rennen hat noch niemandem geholfen. Und so muss man sich nach dem aktuell erschienenen (und mächtig enttäuschendem) dritten Album „Tonight: Franz Ferdinand“ fragen, ob nicht in einigen Jahren, doch der österreich-ungarische Thronfolger, der 1914 in Sarajevo ermordet wurde, den Briten wieder den Rang ablaufen wird. Passend zum neuen Album erscheint erstmalig in deutscher Sprache, der Schmöker „Franz Ferdinand von A bis Z“. Von A wie „Artwork“, über F wie „Fans“, bis Z wie „Zu guter Letzt – Bildnachweise“ streift man etliche Bereiche des musikalischen Wirkens der Schotten. Mit wunderschönen Bildern illustriert, kann es optisch begeistern. Doch was nützt eine schöne Fassade? Die Schwächen des Buches liegen zum einen in der Aktualität (so reicht C wie „Chronologie“ nur bis 2006) und dem Mangel, dass vergangene Aussagen, bereits heute ad acta gelegt werden können. So wie beim Artwork, welches stark an den russischen Expressionismus angelegt und ein Markenzeichen der Band war. Bezeichnend wenn das neue Album zum ersten Mal ausschert und doch bloß die wenig unterhaltsamen Figuren hinter der Musik zeigen. Schön, dass es da im Buch Zitate gibt, die lauten: „die Leute wissen, wie wir aussehen. Sie müssen dafür nicht erst auf das Cover der CD oder LP schauen“. Konsequenz ist was anderes. Das viel größere Problem ist, dass die Jungs vielleicht nett und talentiert sind – aber auch ohne jegliche Rockstar-Aura auf die Welt gekommen sind. So ist „Franz Ferdinand von A bis Z“ ein lauwarmes Buch über eine gute Band, mit langweiligen Hauptdarstellern. Wenn ich als Rockstar sage, dass ich mit den Groupies keinen Sex habe, sondern mich mit ihnen über Bücher unterhalte, ist das ehrlich und ehrbar, aber auch wahnsinnig langweilig. Als Leser eines Band-Buches möchte man eigentlich auf jeder Seite die Rollen tauschen – bei Franz Ferdinand nicht. Zu belanglos die Charaktere, zu oberflächlich aber auch das Geschriebene. Orientierungslos, ziellos und nie kritisch führt uns Helen Chase zwar das Franz Ferdinand-Alphabet vor, aber es scheint nur ein kreativer Versuch zu sein, aus wenig viel zu machen. Nach der Hälfte des Buches setzt Ermüdung ein – ein Zustand der mir bei Slash’s Biografie oder beim Led Zeppelin Werk „Hammer Of The Gods“ völlig unbekannt war. So bleibt zu sagen, dass Freunde von Musikbüchern, lieber zu Lemmy Kilmister, Slash oder Mötley Crüe greifen sollten – Musiker, die etwas bewegt haben und als Menschen immer interessant bleiben werden. Franz Ferdinand sind davon noch Lichtjahre entfernt. Für alle Fans der Combo kann dieses Buch aber als Pflichtlektüre angepriesen werden, vermittelt es doch jede Menge Infos zur Entstehung, zu den Texten und zu den Personen hinter der Musik. Dennoch: Nicht mehr als ein schöner Schein.