Die Konzeptidee von 'Spectra', dem dritten Album der Saarbrückener Band Flares ist eine ausgesprochen ästhetische. Ausgegangen wird von der modernen Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet und die durch die Digitalisierung mit allen neuen Kommunikationsmöglichkeiten paradoxerweise immer häufiger ein Gefühl von Vereinsamung verspürt. Diese Vereinsamung trotz all der Technik wird transportiert in ein Bild von Menschen, die einsam in Weltraumkapseln durch das All ziehen, ohne ihr Ziel zu kennen oder den Sinn hinter all dem und der eigenen Existenz zu sehen. Die unbekannten Sterne, denen sie sich dabei nähern, werden, eingebettet in die Kategorisierung der sieben Grade der Hauptreihe der Spektralklassen von Sternen, nach ihrer Oberflächentemperatur unterteilt – deswegen die erst einmal seltsam anmutenden Titel. Doch damit noch nicht ganz genug: Flares haben sich zudem überlegt, mit ihrem neuen Album zurück zu ihren Anfängen zu gehen, als sie noch vor der Veröffentlichung ihrer ersten EP 2008 nicht so ganz wussten, wohin ihre musikalische Reise gehen soll: 'Spectra' basiert auf Riffideen aus dieser Zeit, die nun in sieben Songs eingebettet und mit Vocals unterlegt wurden. Was für ein schönes Ideenkonstrukt für ein Album.

Und die Musik selbst – weitaus weniger aufregend als die Hintergrundgeschichte: schöner, mehrheitlich sanfter Post Rock, eher unaufregend und mit einer Spielzeit von 30 Minuten recht knapp gehalten. Die Vocals entweder durch Vocoder oder etwas schwammige Abmischung eher Teil der Instrumentierung als inhaltliches Transportmittel, die Keyboards wunderbar verträumt, zurückgenommen, die Samples sehr leise abgemischt – Flares spielen meist typischen Post Rock, der dahintreibt und immer sanft wirkt, obschon an einigen Stellen hartes Riffing an Stoner Rock und das Drumming an wenigen Stellen fast metallisch wirkt. Post Rock Songs, krachigeres Material und Ambientstücke wechseln sich ab, die halbe Stunde geht schnell vorbei, tut nicht weh, gefällt auch oft aber bleibt nur bedingt hängen – auch wieder typisch für viele Bands aus diesem Spektrum, die durch fehlende Auffälligkeit auffallen. "6500" könnte glatt als reine Stoner Nummer durchgehen mit ihren krachenden Gitarrenläufen und der dezenten Egal-Stimmung. An keiner Stelle fühle ich mich besonders mitgerissen, zu keinem Zeitpunkt abgeschreckt und insgesamt fehlt mir musikalisch einfach das Fundament für Begeisterung.

Flares spielten das Album selbst ein, mischten es selbst ab und ich bin mir sicher, dass da viel Liebe und Bemühen drin steckt. Die Lieder sind stimmig aufgebaut, alles wirkt wohlüberlegt, aber mir fehlt entweder etwas Lebendigkeit, etwas Lust, was aber beim Thema des Albums vielleicht fehl am Platze wäre, oder ein oder zwei Melodien, die mich berühren. So habe ich einen schönen Soundtrack, um durchs All zu rauschen, den ich aber nach Erreichen des Zieles auch abstellen werde.

 

Flares

Spectra

 

21.08.2020

Barhill Records / Cargo

 

https://de-de.facebook.com/flaresmusic

 

01. 40000
02. 20000
03. 8500
04. 6500
05. 5700
06. 4500
07. 3200