Tolkienfans mit Hang zur opulenten Dramatik und schwarzmetallischen Schlagseite aufgepasst – es gibt neues Material, bei dem sich ein Probelauscher lohnen könnte: Firienholt aus dem durch den Brexit noch weiter entfernt wirkenden Leeds können sich mit dem Debüt „By the waters of awakening“ durchaus den ein oder anderen Blumentopf sichern, in dem sie nichts neu machen, aber vieles richtig.

Summoning, ist klar, nicht wahr? 2018 kamen sie noch einmal mit einem/ihrem Untergang, ein schönes Werk, aber laut eigener Aussage wird nicht so schnell ein weiteres folgen. Doch auch ohne das großartige Duo aus Österreich können Freunde epischer Schwärze inzwischen aus einer reichen Anzahl von Bands wählen, die im Grunde ähnliche Musik veröffentlichen, sich aber qualitativ und in Nuancen unterscheiden. Caladan Brood wird da in meinen Ohren ungerechtfertigterweise oft genannt, Ered Wethrin oder Elffor sind auch bekanntere Namen, denen man eine Chance geben kann – für mich sind aber vor allem Emyn Muil (insbesondere mit dem letzten Wunderwerk ‚Afar Angathfark‘) und das fiebertraumgleiche Projekt Stronghold Guardian (zum Beispiel mit ihrem quasi-Best-of-goes-Summoning-Album ‚Castlelord‘), die wertvolle Beiträge zu diesem Sub-Genre beitrugen. Und jetzt sitze ich hier mit Firienholt und sage ganz klar: Fast richtig gut.

Die drei Herren machen alles so, wie man es gewohnt ist: Opulente Keyboardwände, epische Drums aus der Konserve und Riffs, die nicht mit den Keyboards konkurrieren, sondern eher schüchtern im Hintergrund agieren. Dazu knarzig heiserer und arg monotoner Gesang, ab und an klare Chöre, die deutlich besser gefallen. Interessierte sollten sich anschnallen: Firienholt sind ein Projekt, das sich nicht scheut, künstliche Welten zu schaffen, immer hart an der Grenze zum Keyboard-Kitsch. Das muss man mögen, das muss man wollen und mir ist es zu quäkig, um Firienholt wirklich zu lieben – ich stehe inzwischen auf diffuseren Einsatz der elektronischen Tastenwunderkiste oder eine etwas bessere Produktion. Aber nichtsdestotrotz haben Firienholt einige sehr gute Melodien zusammengebracht und gut umgesetzt: fünf sind es an der Zahl, alle zwischen 10 und 13 Minuten lange und bis auf den Abschlusstrack „The whispering voice“ gefallen mir alle – letzterer ist dann einfach zu flach. „War of wrath, war of ruin“ ist der meiner Meinung nach stärkste Song mit seiner melancholisch-fragilen Melodie, auf Bandcamp kann man das komplette Album anlauschen.

Ja, Euphorie liest sich anders, ich sehe Firienholts Album als gleichwertig zu dem gefeierten Calandan Brood Debüt – gute Kost, die aber etwas zu wenig Eigenes beiträgt, um entgültig zu begeistern. Für gerade einmal 5 Pfund kann man sich aber die 55 Minuten Epik ins Haus holen, (für 8 Euro sogar bei Naturmacht einen Silberling erstehen) und man macht nichts falsch. Ich habe es nicht bereut, auch wenn das Album sicherlich nicht auf Jahre im Gedächtnis hängen bleiben wird.

 

Firienholt

By the waters of awakening

 

11.06.2021

Naturmacht Productions

 

https://firienholt.bandcamp.com/

https://naturmachtproductions.bandcamp.com/album/by-the-waters-of-awakening

 

01. A forgotten legacy
02. War of wrath, war of ruin
03. Ashes oft he golden hall
04. Ruminations by starlight
05. The whispering voice