Nach „expect nothing“, was komplett in Eigenregie aufgenommen wurde, bringt das Duo aus Halle, bestehend aus RaloS und Rawboned, mit „GET ALL“ nun ihr zweites Album unter einem Label, Celtic Circle Productions/Khazad Dum Records, auf den Markt. Allerdings machen beide schon seit 1996 gemeinsam Musik, damals noch unter dem Namen „CHAIM“.[ fight the cause ] was soviel bedeutet wie “Bekämpfe die Ursache”, steht hier nicht nur einfach so als Name für die Band, nein, tatsächlich sollen in den Songs auf „GET ALL“ die Ursachen des Verhaltens von Menschen analysiert oder eher gesagt, musikalisch umgesetzt werden. Inhaltlich kann man das Album als sehr komplexes Werk, da man einerseits viel über das Tun und Handeln von RaloS oder gar sich selbst erfahren kann, bezeichnen. Die Zielgruppe, die den CD-Player anwirft, um einfach die Musik ohne inhaltliche Rücksichtname zu geniessen, ist natürlich genauso angesprochen, denn es wird wirklich ausgezeichneter elektronischer Dark-Wave geboten, der auch Leuten mit Tanzbegeisterung gefällt. Dem Hörer erwarten beim Konsumieren dieser Scheibe 13 gefühlsmäßig dunkle, elektronische, abwechslungsreiche Tracks, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Wer schnell ist, bekommt „GET ALL“ in einer auf 999 Stück limitierten Edition inklusive einer Bonus-CD mit Remixen von Schattenschlag, Metallspürhunde, Dementi, Occculture und Drone 24-7. Außerdem befinden sich noch 2 unveröffentlichte Tracks auf dieser CD. Los geht es mit Track 1, der heisst auch „No. 1“ und stimmt uns nur kurz in sanften Klängen, begleitet von einem netten Frauenvocal ein, denn schon nach wenigen Sekunden im Intro-Stil wird es ein ausgewachsenes Musikstück mit treibenden Beats, elektronischen Synthieschlägen und ordentlich Rhythmusgefühl. „Happy House“ finde ich persönlich, nach dem Opener nicht so reich an Höhepunkten und wirkt auf jedenfall flacher. Na ja, er bietet uns Zeit, um kurz zu verschnaufen und ist im Gegensatz zu den anderen Tracks halt ein „Happy Song“. „Hunt“ schlägt auf jeden Fall wieder in die härtere, tanzbare Kerbe und wird nur kurz von einer ruhigen Phase unterbrochen um nach einem ‚Go’-Schrei dann wieder voll durchzustarten. Das Stück vermag aber die musikalische Stärke der nun folgenden Tracks nicht zu erreichen. Beim Anfang von „Genesis“ denkt man einem klassischen Orchester mit Streichinstrumenten und Klavier zuzuhören, bis sich dann zu den klassischen Klängen elektronische Untermalung in schnellem Rhythmus, auch Beat genannt, in Kombination mit RaloS’ deutschem Gesang dazugesellt. Beim Begin von „Maneater“ wirkt RaloS’ Stimme ruhig, lässt mir sogar einen Schauer über den Rücken fahren und wird plötzlich von einem E-Gitarrenriff mitgerissen um darauf ihren Höhepunkt zu finden. In „Seele“ befindet sich RaloS im Zwiespalt mit seiner „Seele“ und seine Stimme wirkt bei diesem Stück auch etwas rauher und kälter, bleibt aber durch die Synthie-Klangmuster melodisch. „Burn“ lässt das Herz wieder etwas ruhiger hüpfen. In „Geist“ geht es jetzt richtig zur Sache. Gleich zu Begin erfassen mich schnelle Beats im Techno-Stil von ca. 180 BPM und halten das Stück die ganze Zeit über auf Trab, welches etwas WUMPSCUT-Atmosphäre mit sich bringt. In „Blind“ kann sich der zuvor gesteigerte Puls beim Sound von Streichinstrumenten und etwas langsameren Beats wieder etwas senken, obwohl auch hier kein Stillstehen angesagt ist. Ab Track 10 wird das Ende in 4 Phasen (ohne Pause übergehende Tracks) eingeläutet. „End of time“ im schnellen Electro-Character geht nahtlos auf „End of night“ über. „End of life“ beginnt unscheinbar klassisch und findet dann ab der Hälfte seinen rockigen Höhepunk. Dieser Track erweist sich durch die melodischen Klavierspielereien, gepaart mit einem harten E-Gitarrenbeat und dem gekonnten Einsatz von RaloS Stimmwerk als äußerst hitverdächtig. Dieses Stück hat mich klanglich so mitgerissen, dass ich die so selten benutzte Repeat-Taste meines CD-Player doch einmal wieder betätigen musste. In „end of fear“ werden dann noch einmal alle Regler auf Anschlag gestellt und man rennt in einem Hardcore-Breakbeat dem äußeren Ende der Scheibe entgegen. Mein Fazit: Bei diesem Album erwartet den Hörer garantiert nicht der „Das klingt ja Alles gleich“-Effekt. Nein jedes Stück für sich ist wirklich anders und wurde musiktechnisch auch mit unterschiedlichen Werkzeugen umgesetzt, dafür Note 1. [ fight the cause ] plante und entwickelte „GET ALL“ als Konzeptalbum. Für mich besitzt die Scheibe aber einen ausgewachsenen und konkurrenzfähigen Charakter.