Vor fast 15 Jahren hat sich die Band Fields Of The Nephilim getrennt. Ein herber Schlag für die große, weltweite Schar an Fans. Die Gothic-Legende hatte sich mit ihrem letzten Studioalbum "Elizium" für alle Ewigkeit einen Platz im Goth-Olymp erspielt: Danach erschien noch ein beachtliches Live-Album und dann verschwand die Band von der Bildfläche. Auf einmal, fünf Jahre später, wieder ein Lebenszeichen. Eine neue Band (The Nefilim) um Carl McCoy entsteigt den dunklen Gruften und lässt es auf dem neuen Album "Zoon" richtig krachen. Viele FOTN-Fans fühlten sich regelrecht vor den Kopf gestoßen, niemand hatte mit der neu eingeschlagenen Richtung aus Hard- und Gothic-Rock gerechnet. So war dem Werk nur ein mäßiger Erfolg beschert und bald legte sich wieder Staub auf die FOTN-Geschichte. Dann plötzlich im Jahre 2000 wieder erste Live-Auftritte. 2001 erschien dann auch noch eine Zusammenstellung alter und vergriffener Songs namens "From Gehenna To Here". Den Abschluss dieser Geschichte bildet das Kuriosum bzw. Ärgernis über das Album "Fallen", bestehend aus unveröffentlichtem Material und Demos, welches ohne das Wissen von Carl McCoy und den Fields Of The Nephilim einfach von der Plattenfirma auf den Markt geworfen wurde. Obwohl diese Tatsache Carl McCoy mit Sicherheit geärgert hat, wäre er nicht Carl McCoy, wenn ihn das aus der Bahn werfen würde. So kann man nun, am Ende des Jahres 2005, das neue Album "Mourning Sun" der Fields Of The Nephilim in den Händen halten. Sicherlich ist allein das für viele Fans ein Grund, Freudentränen zu vergießen. Aber dieses Album bietet noch zu weit mehr Anlass. Denn es ist das eingetreten, was niemand mehr zu hoffen wagte: FOTN schlagen einen neuen Weg ein, der viele ihrer alten Pfade vereinigt und durch die Symbiose aus The Nefilim und Fields Of The Nephilim einen kraftvollen, düsteren und geheimnisvollen Sound kreiert, der nun, nachdem sie totgesagt und eingemottet waren, die Fields sofort wieder auf den Thron des Gothic-Rock katapultiert. Einfach unglaublich, was man da zu hören bekommt. Carl McCoy hat seine Feder geschwungen und wundervolle zugleich elysische wie teuflische Songs komponiert. Zur Seite stehen im seine 'Ghost Musicians', deren Namen er nicht preisgeben will. Nur das Gesamtwerk spielt eine Rolle, der Rest ist Nebensache. Ein schreiendes Baby leitet die Wiedergeburt der FOTN auf dem ersten Track von "Mourning Sun" ein. "Shroud (Exordium)" begräbt sozusagen die alten Fields und lässt die neuen auferstehen. Sakrale Chöre, atmosphärische Gitarrenklänge, düster untermalt von sanften Synths, und dazu Carl McCoys tiefer Sprechgesang. Schöner kann Gänsehautfeeling nicht sein. Das folgende "Straight To The Light" zollt dem "Zoon"-Album Tribut. Mit treibenden Basslauf und harten Gitarren ein kraftvoller Song. 'You're everything, you're everone, you're everywhere' verkündet der Meister in "New Gold Dawn", bei dem überraschend McCoys Gesang im Vordergrund steht. Mit perfekt platzierten Tempiwechsel steigert sich der Song immer wieder zu neuen Höhen und zelebriert Gothic-Rock in Reinform. Dann sind wir unerwartet wieder im Elyzium und stehen vor dem großen Mahlstrom. "Requiem XIII-33 (Le Veilleur Silencieux)" ruft alte Geister herbei und betört mit den für FOTN so typischen, langsamen Gitarrenakkorden, die von orchestralen Klängen begleitet werden. Aus den Träumen wird man mit dem hämmernden "Xiberia (Seasons In The Ice Cage)" gerissen, dass wieder mehr dem Metal frönt und ordentlich die Gitarrenseiten strapaziert. Das langsame aber dennoch kraftvolle "She" wirkt zugleich heiter und niedergeschlagen. Den Abschluss bildet der Titelsong "Mourning Sun". Mit seinen knapp elf Minuten kommen Erinnerungen an Stücke wie "Last Exit For The Lost" hoch. Doch diese schwelgerische Explosion endet nach fast neun Minuten, um kurz danach mit leisen Tönen noch einmal aufzuerstehen. Carl McCoy hat es wieder geschafft. "Mourning Sun" ist ein überaus stimmungsvolles und begeisterndes Album, dass dem Anspruch einer FOTN-Veröffentlichung überaus gerecht wird. Wenn man dann noch hört, dass Herr McCoy noch etliche andere Songs auf Lager hat, die nur darauf warten, auf einen Silberling gepresst zu werden, könnte man glatt vor Ehrfurcht in die Knie gehen. Dieses Album dürfte sowohl alte Anhänger als auch diejenigen überzeugen, die erst in der Nefilim-Ära auf die Band aufmerksam wurden. So richtig hat keiner mehr daran geglaubt und dann ist es doch passiert. Die Fields Of The Nephilim sind zurück und setzen ihren Siegszug des Gothic-Rock fort.