Alle links-grün versifften Alles-Tolerierer und Weltverbesserer aufgepasst: Feminazgul aus den USA haben sich angeschickt, endlich eine Lücke zu füllen: Seit Jahren wartete ich auf eine Black Metal Band der Marke Summoning, nur etwas härter, die die Welt Tolkiens aus feministischer und anti-faschistischer Perspektive bekreischt. Ja, herrlich anders und irgendwie wünschenswert ambitioniert. Und dann gibt es das vorliegende Album auch noch für lau, wenn man erstmal kostproben möchte: „We are offering this album as pay-what-you-can because of the current global crisis. Many people are without work, and we have no interest in preventing them from accessing our music. If you're someone with financial stability, please consider paying the suggested price of $6.66 or more to help us continue to make our art available to people free.“ Linker Frauen-Black-Metal mit hohen Selbstansprüchen für Umme…? Nein, deswegen bespreche ich die 50 Minuten nicht, sondern wegen der erstaunlichen musikalischen Qualitäten.

Es ist schon schräge Kost, die uns hier präsentiert wird: ‚No dawn for men‘, das in Europa durch Season of Mist auch haptisch erhältlich sein wird, ist irgendwie anders. Und in diesem Fall ist anders gut. Grundsätzlich irgendwo zwischen klassischem Folk/Wave/Dungeon Synth und einer LoFi Variante von Summoning oder anderen epischen Black Metal Kapellen zu verorten, zaubern die drei Damen auf ihrem Debut Musik, die kaum greifbar ist. Wer sich vielleicht frühe Untoten oder Urfaust in den Kopf ruft, der weiß hoffentlich, dass es manchen Bands gelingt, in einer zunächst schräg klingenden LoFi Kakophonie wunderschöne und hauchzarte Melodien verstecken. Samples aus der Natur, Akkordeon und Violinen neben Keyboards und Theremin und dann eben doch wüste, klassisch skandinavisch klingende Raserei mit sehr effektvollen und für mein Ohr großartigen Screams, dünnen Gitarren und zweckmäßigem Drumming. Und im besten Sinne abwechslungsreich, ohne zerfahren zu wirken, sind sie auch noch, diese Damen. Eine Freude. Die ersten drei Songs sind so unterschiedlich wie genial: „Illa…“ führt als brachialer Mix aus Intro und erstem Hit in den Klangkosmos mit viel Pathos und Wucht, das flotte „I pity the immortal“ ist ein treibendes Stück, das klarer die Verweise auf Atmospheric Black Metal der Marke Darkspace oder noch eher Trist zeigt: Eine Wall of Sound mir schnellem Drumming und vielmehr dem Aufbau einer Stimmung als das verfolgen von klaren Melodien. Das Mündet dann in „The rot in the field is holy“, das mit seinen Streichern und den klassischen Gesangselementen fast schon nach Neo Klassik klingt, über die Gitarren, peitschendes Drumming und Screams gelegt wurden. Ein wunderschönes Stück. Auch der Rest des Albums ist eine Wundertüte schöner Überraschungen, wenn man sich mit dem Klangbild angefreundet hat und die 50 Minuten erscheinen mir an keiner Stelle langatmig oder überflüssig.

Und so ist dieser kleine Zufallsfund eine wahre Goldgrube – Ich gehe so weit, zu sagen, dass ‚No dawn for men‘ eines meiner Alben des Jahres geworden ist. War der erste Durchlauf schon eine echte Überraschung, bei der ich aber noch etwas mit dem Klangbild haderte, so gewinnen Feminazgul mit jedem Hören und inzwischen liebe ich nicht nur die Melodien und die Struktur, sondern und gerade den Sound und die Mischung aus schönen und abstoßenden Klängen, die wild, aber schlüssig ineinander gewoben werden. Unbedingte Empfehlung!

 

Feminazgul

No dawn for men

 

01.03.2020

Eigenproduktion

11.12.2020

Season of Mist

 

https://feminazgul.bandcamp.com/album/no-dawn-for-men

 

01. Illa, mother of death
02. I pity the immortal
03. The rot in the field is holy
04. Bury the antlers with the stag
05. Forgiver, I am not yours
06. Look not to Erebor
07. To the throat (No dawn version)
08. In the shadow of dead gods (No dawn version)