Ein Totem ist ein Gegenstand, Krafttier oder Ahne, der einem in der Geister- wie auch in der realen Welt als zauberischer Helfer zur Seite steht. So wird schon im Pressetext dargestellt, was das erste Album nach zwei Jahren des Münchner Fünfers FAUN grob behandeln soll. In den 46 Minuten Spielzeit wird dabei durchaus deutlich, dass dieses vierte Album der Mittelalter-Zupfer mit orientalischem Einschlag durchaus selbst das Totem sein soll. Kommt es doch äußerst zauberhaft daher; mit mystischen Melodien, die sich ihren Weg in den Gehörgang bahnen. Trotz düsterer Grundstimmung soll es thematisch um das Überwinden von Abgründen gehen. Dass diese faktisch nur schwer zu meistern sind, dem soll das zweite Thema entgegen stehen: Die Kraft von Visionen. Dabei bleiben FAUN immer mystisch angehaucht, egal, ob die Musik kräftiger ("2 Falken") oder verträumter ("November", "Unicorne") verträumter daher kommt. Hauptsache, sie ist thematisch stimmig und interessant. FAUN wollen aber keine 0815-Mittelalter-Band sein. So gelingt ihnen eine durchaus interessante, wie gelungene Mischung aus typisch altertümlicher Instrumentierung und moderner Klanggestaltung mit atmosphärischen Synthesizern, martialischen Beats und sogar Industrial-Elementen ("2 Falken"). Wobei die neueren Einflüsse deutlich im Hintergrund stehen und das Mittelalter-Feeling lediglich in Maßen unterbrechen. Mit zunehmender Zeit bekommt man immer mehr den Eindruck, dass bei "Totem" wirklich Könner am Werk sind, die Spaß dabei haben ihre zahlreichen Instrumente zu bearbeiten, wobei es so viele zu sein scheinen, dass mir nur ungefähr die Hälfte überhaupt ein Begriff ist (neben typischen Mittelalter-Instrumenten finden sich auf der CD u.a. Bouzouki, Rebab, Oud, Chalumeaux oder Riq wieder, um nur wenige zu nennen). Die Arrangements bewegen sich dabei immer auf höchstem Niveau; der Gesang wirkt unerschütterlich und – vor allem auf weiblicher Seite – exzellent ausgebildet. Den einzigen richtigen Kritikpunkt stellt für mich nur das Mastering dar. "Totem" wirkt an einigen Stellen etwas merkwürdig abgemischt; vor allem was den Laut-leise-Kontrast betrifft. Sei’s drum – ein Haar in der Suppe will ich bei sonst so überzeugender Musik nun wirklich nicht finden. Wer ähnlich denkt, sollte sich unbedingt die Tour-Daten, der aktuell laufenden "Totem"-Tour zu Gemüte führen, denn besonders live verfügen FAUN die Qualität den Kompositionen nochmals einen besonderen Anstrich zu verleihen.