Als Arnold Böcklin 1880 eine Auftragsarbeit vollendete, aber das Gemälde zunächst für sich behielt konnte er noch nicht wissen, dass die düstere Szenerie sein bekanntestes Werk und ein Sinnbild für den Symbolismus werden würde. Die „Toteninsel“ erhielt ihren Namen nicht durch Böcklin selbst, sondern wurde so von einem befreundeten Kunsthändler bezeichnet: Ein einsam im ruhigen Gewässer liegende Insel, gesäumt von schroff emporragenden Felswänden und nur Zypressen und wenige Gebäude beherbergend, ein kleines Boot, auf dem ein Ruderer, ein Sarg sowie ein in weiße Leinen gehüllte Person zu sehen sind. Morbide, einsam, karg. Eine ideale Inspirationsquelle für eine ebenso düstere Musikrichtung: Farsot, inzwischen eine kleine Bank in Sachen besonderem (Black) Metals, hatten eben jene Toteninsel vor Augen, als sie ihr Stück „Erde“ für eine Compilation einspielten. Aus der Veröffentlichung wurde nichts und das Stück überdauerte einige Zeit im Fundus der Band. Nun aber taten sie sich zusammen mit ColdWorld, Georg Börners Projekt, das mit „TheStarsAreDeadNow“ und „Melancholie2“ großartige Beiträge zum Depressive Melancholic Black Metal herausbrachte und mit dem 2016er ‚Autumn‘ das hohe Niveau trotz Kurskorrektur in Teilen halten konnte. Farsot befinden sich bereits auf der Insel und präsentieren mit „Erde I & II“ für sie eher ungewöhnlich sanfte, melodische Klänge. Beide Stücke wirken leichter, passen zu den Zypressen, dem mediterranen Element des Bildes und haben hohe Folkanteile. Hier muss ich sagen, dass mir das Besondere in beiden Liedern Farsots fehlt – es sind schöne Beiträge, mühevoll inszeniert und sehr auf das Motiv hinarbeitend, jedoch zu keinem Zeitpunkt aus sich heraus ergreifend. Ähnlich ergeht es mir auch im Folgenden: ColdWorld nähern sich der Insel vom Wasser her, das einleitende „Wasser I“ ein ruhiges, akustisches Stück, Geräusche der Brandung, Möwengeschrei und eine behäbige, dem Wellengang entsprechende Rhythmik transportierend. Der Hörer wird eingelullt und auch die einsetzenden E-Gitarren-Riffs sind nur symptomatisch für die Einsamkeit, die den Hörer beim Anblick der Insel umfängt. „Wasser II“ startet deutlich schroffer, die Felswände eventuell bereits vor Augen. Die heiseren Growls können in meinen Ohren leider nicht die selbe Emotionalität transportieren wie die Schreie auf den ersten Platten, aber alles in allem ein schöner, wenn auch nicht wirklich ergreifender Beitrag zum Genre. Mir kommt es so vor, als ob ColdWorld sei 2016 der Einsamkeit und Verzweiflung den Rücken zum Teil kehren wollte und ein neues Motiv noch nicht endgültig ausgearbeitet ist. Diese Split wendet sich deutlich an all jene Personen, die dem visuellen Part, der Quelle der Inspiration dieselbe Relevanz zuordnen wie der Musik. Mit dem Motiv vor Augen, sich eventuell selbst in Gedanken auf dem Boot befindend funktionieren die Beiträge sehr gut – ein intensives Studieren aller Feinheiten des Motives mit dieser musikalischen Untermalung, dafür wurden diese Stücke komponiert. Für sich allein reicht das Material nur bedingt für eine Kaufempfehlung.