‚Geschätzter Herr Uhner! Anbei eine Lärmbelästigung mit der Bitte um Review’ steht auf der Postkarte aus Österreich, die der Veröffentlichung der Linzer Gruppe ‚Fang den Berg’ beiliegt. Für so viel österreichischen Charme gibt’s doch schon mal den ersten Punkt, und für den zoologisch wertvoll gestalteten Digipak gleich noch einen halben dazu. Lama, Faultier und Geier zieren den weißen Hintergrund und ein Strauß steckt von oben seinen Hals ins Gesamtbild. Was da wohl auf der CD kommen mag! Kryptisch wie der Text auf dem Waschzettel gestaltet sich sofort auch der Inhalt der CD. Gesprochene Texte bahnen sich ihren Weg durch Progrock-Landschaften zwischen düster-kraftvoll und Hintegrund-erleuchtend, die zum Zuhören auffordern. Philosophisch-verrückte Texte mit konstanter Tonhöhe vorgetragen von Stephan Roiss, sind mehr Kunst als Unterhaltung. Indie-E-Musik des neuen Jahrtausends für die aufgeschlossenen Intellektuellen des Untergrunds, so könnte man die Melange aus Gitarre, Bass und Schlagzeug für eine Stimme vielleicht nennen. Gelegentlich driftet man in den Noise-Berich über: die Instrumente werden lauter, die Texte werden geschrieen um sich dann nach einigen Minuten wieder zu beruhigen um so Platz für neue Energie zu schaffen. Alle Anstrengungen anerkennend muss ich leider feststellen, dass mich der visuelle Aspekt des Projekts sehr viel mehr anspricht als der klangliche. Das ist mir schlichtweg zu anstrengend, nicht zuletzt vielleicht weil ich auch mit der klassischen E-Musik nicht viel am Hut habe. Außergewöhnlichem gegenüber bin ich aufgeschlossen, allerdings kann Andersartiges aufgrund seiner Abgedrehtheit nicht durchgängig gut sein und 'Fang den Berg' schafft es einfach nicht mich zu begeistern, zu fesseln, mir das Gehirn mit Glückseligkeit zuzuschreien. Und so rutscht mir lediglich noch ein weiterer Stern für die Individualität und die Kreativität aus dem Ärmel, mehr ist aus meinem Blickwinkel beim besten Willen nicht drin. Wenn Mainstream der Südpol wäre, müsste das Cover eigentlich voller Eisbären sein…