In erschreckend kurzen Abständen erscheinen Falkenstein Alben, um uns in den Wald zu locken und die Natur zu erfahren und zu genießen. Nachdem das Debut im letzten Jahr vom „Heiligen Wald“ erzählte konnte man bereits wenige Monate später etwas über den „Urdarbrunnen“ erfahren. Nun ist das Projekt bereits am „Kraftort“ angekommen und mir stellt ich die Frage, inwieweit eine solche fast schon fließbandartige Produktion von Folk mit dem inhaltlichen „Zurück zur Natur“-Gedanken gerecht werden kann.

Falkenstein bieten weiterhin das, was sie bereits auf dem Debut präsentiert hatten: sehr naturverbundenen und minimalistischen Folk. Die gezupfte Akustikgitarre steht im Mittelpunkt, zurückhaltend begleitet von Flöten, Keyboardflächen und (nun gut, das ist neu auf „Kraftort“) einer leicht an 70er-Soli erinnernde E-Gitarre. Tobias Franke singt auf seine eigene und leicht monotone Art und beweist, dass die Musikrichtung des (Neo)Folk nur selten wirklich große Sänger präsentiert (wie im Falle der sonst leider sehr anbiedernden Rome oder eben Orplid). Aber der Gesang ist stimmig und regt auch bei mehrmaligem Hören nicht auf. Inhaltlich werden alte Märchen und Mythen der heimischen und nordischen Mythologie mit einem romantisch verklärten Blick auf die wunderbare Kraft der Natur verbunden – klingt ziemlich kitschig und ist es wohl auch, aber immerhin kommt so kein Gedanke an rechtes Gedankengut auf, wie bei so vielen anderen Projekten aus diesem Winkel der Musikwelt.

Doch sowohl Musik als auch Texte wirken an vielen Stellen so, als ob man sich nicht genug Zeit gelassen hätte. Denn häufig können einzelne Sätze nicht dem angestrebten Bild von Poesie gerecht werden. So findet sich im wunderschönen Song „Am Ende wird Anfang sein“, der beschreibt, wie sich die Welt größtenteils von der zerstörerischen Menschheit trennen wird, der Satz Siebzig Prozent der Weltbevölkerung sterben an diesem Tag, am Ende nichts als Dung! Diese klare Aussage passt vielleicht in die Nachrichten oder in eine wissenschaftliche Prognose, drückt aber durch die klare und alltägliche Sprache schwer auf die sonst so geschönten Texte. Und von einer musikalischen Entwicklung kann man leider bis auch die oben angesprochene E-Gitarre auch nicht wirklich sprechen. Muss auch nicht sein, kann man sich sagen, denn immerhin hat Tobias Falke bereits auf sehr hohem Niveau begonnen. Und auch auf „Kraftort“ finden sich sehr viele wunderschöne Melodien. Aber viele Lieder klingen eben so wie andere (auf diesem oder einem der Vorgängeralben) und man findet die Unterschiede eher in den Texten (die sich aber durch die ähnlichen Themen auch nicht besonders unterscheiden).

Wer also wirklich auf Folk steht, der sollte sich auch dieses Falkenstein Album holen, zumal es für Sammler wieder ein wunderschönes DigiPack oder sogar eine Holzbox für die heimische Regalwand zu kaufen gibt. Aber eine gewisse Veränderung wird nach drei fast identischen Alben bitter nötig und vor allem sollte ein kommendes Album das ausstrahlen, was es sich textlich doch so sehr wünscht: das man in Ruhe und ganz bewusst handelt.